Paralympische Spiele 2016Russland ist raus
Das Internationale Paralympische Komitee hat das komplette russische Team von den Paralympics ausgeschlossen - wegen Dopings. Das IOC hatte zuvor bei den russischen Sportlern ohne Handicap Einzelfallentscheidungen zugelassen. Wird da mit zweierlei Maß gemessen?
Nein, sagt der WDR-Sportjournalist Jochen Leufgens. Die Entscheidung des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC), dass die russische Mannschaft nicht am Wettkampf teilnehmen darf, sei die einzige richtige gewesen. "Es war nicht nur die richtige Entscheidung, die einem Respekt abnötigt, sondern auch die Kommunikation dieser Entscheidung. Sir Philip Craven, der Präsident des paralympischen Komitees, hat sich vor klaren Worten nicht gescheut. Er hat gesagt, er empfindet Ekel für die Entscheidung der Russen Staatsdoping auch im paralympischen Bereich anzuwenden", sagt Jochen Leufgens. Im Gegensatz zum IOC und dessen Präsident Thomas Bach, die am Ende russische Athleten nach Einzelfallentscheidung zu den Olympischen Spielen zugelassen haben, sei die Entscheidung von Sir Philip Craven konsequent gewesen.
Die Dopingregeln für Sportler mit und ohne Behinderung sind die gleichen. Genauso sieht es übrigens mit der juristischen Grundlage aus. Die Sperre der russischen Mannschaft für die Paralympics beruht auf dem McLaren-Report der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA). Dieser Report sollte aufräumen mit dem staatlichen Doping in Russland - und liegt auch der Entscheidung des IOC zugrunde. Trotzdem haben Thomas Bach und Sir Philip Craven gänzlich unterschiedliche Konsequenzen aus diesem Report gezogen.
"Gleicher Report, gleiche Zeilen, gleiche Grundlage, gänzlich unterschiedliche Entscheidung."
Olympische Spiele bringen mehr Geld als Paralympics
Der Grund dafür ist einfach: Das IOC und das Internationale Paralympische Komitee haben unterschiedliche finanzielle Ausgangsbedingungen. Seit Thomas Bach IOC-Präsident ist, seit 2013, hat er Marketingverträge in niedriger zweistelliger Milliardenhöhe abgeschlossen. Das IPC muss gerade einmal mit einem zweistelligen Millionenbetrag auskommen. "Deswegen gibt es dort wahrscheinlich auch ganz andere Abhängigkeiten."
"Ein Thomas Bach scheint deutlich abhängiger zu sein von einer Sportgroßmacht Russsland."
Ungerecht sei die Entscheidung des IPC nicht, die russische Mannschaft von den Paralympics auszuschließen, sagt Jochen Leufgens. "Das IPC hat nicht nur Fürsorge für die russischen Sportler sondern für alle Sportler. Es ist unfair diese Sportler gegen Athleten antreten zu lassen, die nachweislich in einem Dopingsystem verhaftet waren." Genau so wenig wäre es unfair gewesen, wenn das IOC die komplette russische Mannschaft von den Olympischen Spielen ausgeschlossen hätte. "Wenn es dem IOC wirklich nur darum gegangen wäre, Sportler nicht auszuschließen, hätte es noch eine andere Möglichkeit gegeben: Man hätte einige Russen unter neutraler Flagge starten lassen können. Das passiert zum Beispiel gerade mit den Athleten aus Kuwait."
"Man wollte explizit diese russische Fahne bei den Olympischen Spielen wehen lassen."
Durch die Nichtteilnahme der russischen Athleten an den Paralympics steigen für die anderen Athleten die Medaillenchancen. Es könnte auch sein, dass die Spiele sauberer werden, sagt Jochen Leufgens. Ganz ohne Doping werden sie aber wohl nie stattfinden.
Die Reaktionen auf die Entscheidung des IPC
Der russischen Sportminister will gegen die Entscheidung des IPC vor den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) ziehen. Dort habe er aber nur eine sehr geringe Chance, etwas an der Entscheidung zu ändern, schätzt Jochen Leufgens.