Best of 2022Gespräche, die uns in Erinnerung bleiben
Mit Tetraspastik auf den Zuckerhut in Rio klettern? Intime Einblicke in ein Leben mit Asperger-Autismus geben oder als männliche Hebamme im Kreißsaal alles geben? Unsere Gäste haben uns genau davon erzählt. Zum Jahresende blicken wir zurück auf Deep Talks, die uns 2022 ganz besonders beeindruckt haben.
Lisanne Richter setzt sich gegen Catcalling ein, sie hat unter anderem den Insta-Channel "Catcalls of Hannover" gegründet. Dort kreidet sie buchstäblich die Sprüche an, mit denen vor allem Männer weiblich gelesene oder diverse Personen belästigen. Im Deep Talk mit Sven spricht Lisanne über die "Catcalls of Hannover", was man gegen Belästigungen tun kann und warum sie selbst gerne etwas mehr wie Emma Watson wäre.
"Wir wollen den Ort für die Betroffenen zurückerobern. Und den Nicht-Betroffenen zeigen, dass hier Belästigung stattgefunden hat."
Lange musste Theo Schenkel um seinen Job bangen. Er ist Lehrer für katholische Religion und trans. Seine sexuelle Orientierung hätte für die katholische Kirche einen Kündigungsgrund darstellen können. Seit Kurzem weiß er aber: Er darf Religionslehrer bleiben, auch wenn er nicht den vollen Segen der Kirche bekommt.
"Vor allem bei queeren Menschen ist das immer so: Es wird sehr viel geduldet, aber man soll halt bitte nicht drüber reden."
In Deutschland arbeiten Schätzungen zufolge 22 Männer als Hebamme. Tobias Richter ist einer von ihnen. Der 23-Jährige liebt seinen Job, für den es seiner Meinung nach vor allem zwei Dinge braucht: Empathie und Durchhaltevermögen. Auf Instagram berichtet Tobias unter dem Namen "Hebamme Tobi" von seinem Klinikalltag. "Motivation ist alles im Kreißsaal", sagt er. Einer der häufigsten Sätze, die Tobias während einer Geburt sagt: "Du hast es gleich geschafft."
"Dass man empathisch auf die Frauen zugeht, die Bedürfnisse der Frauen wahrnimmt und erkennt und sie so gut wie es geht, betreut. Das macht für mich eine gute Hebamme aus."
Mit 17 Jahren wird bei Veronique Kouchev Asperger-Autismus diagnostiziert. "Ich habe lange darüber nachgedacht, wieso das bei mir so spät erkannt wurde", sagt sie. Heute sind ihr die Gründe klarer. Mittlerweile hat Veronique eine Ausbildung zur Grafikdesignerin absolviert, studiert Kommunikationsdesign und arbeitet als Grafikerin. Sie erzählt: "Meine Therapeutin hat gesagt: Ich bin die Autistin unter den Autisten, weil ich mit der Außenwelt kommunizieren will."
"Ich habe manchmal gar nicht gemerkt, dass ich gemobbt worden bin."
Über Einsamkeit reden wir nicht gerne. Dabei wäre das durchaus sinnvoll und notwendig, sagt die Psychologin Susanne Bücker. Sie erforscht, wie einsam wir uns in der Pandemie gefühlt haben und fühlen. Ein Ergebnis: Gerade jüngere Menschen leiden sehr.
"Jeder sollte sich mal fragen: Wer ist in meinem Umfeld, der sich einsam fühlen könnte."
Eigentlich sollte Johnny Grasser nicht einmal selbstständig essen oder sitzen können. Denn: Er hat eine Tetraspastik – eine Art Lähmung seiner Arme und vor allem Beine. Doch durch stundenlanges Training jeden Tag kann Johnny skaten, surfen oder klettern. Und als Nächstes will er auf den Zuckerhut in Rio de Janeiro.
"Ich hab die schwerste Form einer Spastik. Ich dürfte kaum in der Lage sein, zu gehen, sitzen, eigenständig zu leben oder zu essen."
Die jeweiligen Talks könnt ihr natürlich auch in voller Länge nachhören - im Deep Talk Podcast oder wenn ihr auf die Playbuttons unter den Zitaten klickt!