AquakulturFischzucht hat Zukunft, verbraucht aber zu viel Phosphor
Phosphor ist ein Rohstoff, der knapp zu werden droht. Der Mineralstoff wird vor allem in der Landwirtschaft als Düngemittel genutzt, aber auch in der Fischzucht. Bislang war das kaum ein Thema – das muss sich ändern. Denn die Phosphornutzung ist problematisch, zugleich sind Aquakulturen aber zukunftsweisend.
Phosphor ist ein lebenswichtiger Rohstoff, der knapp zu werden droht. Der Mineralstoff wird vor allem als Düngemittel eingesetzt – meistens auf dem Land, aber auch in der Fischzucht.
In Aquakulturen werden große Mengen des Mineralstoffs eingesetzt. Daniel Goll von der Universität Augsburg ist Co-Autor einer Studie, die der Frage nach der Verwendung von Phosphor in der Aquakultur nachgeht – ein Thema, das bislang wenig Beachtung gefunden hat. Daniel Goll warnt: Die Phosphorreserven könnten in wenigen Jahrhunderten aufgebraucht sein.
"Wenn nicht gegengesteuert wird, könnten die Phosphorreserven in wenigen Jahrhunderten aufgebraucht sein."
Phosphor wird genutzt, um in der Zucht die Fische zu füttern. Aber auch als Pflanzendünger, um Pflanzen zu ernähren, die dann wiederum als Fischfutter dienen.
Phosphor in der Aquakultur ist problematisch
Doch der Einsatz von Phosphor schafft Probleme: Zum einen verknappt die intensive Nutzung in der Fischzucht den Rohstoff, so Daniel Goll. Zum anderen ergeben sich Probleme, falls Phosphor aus den Aquakulturen in natürliche Ökosysteme gelangt und führt beispielsweise zur Eutrophierung der Meere und Flüsse. Sichtbar wird das durch die Algenblüte. Zu viel Phosphor in der Umwelt bedroht auch die biologische Vielfalt.
Andererseits können Aquakulturen dabei helfen, ausreichend Nahrung für eine wachsende Weltbevölkerung sicher zu stellen. In diesem Kontext werden Aquakulturen an Bedeutung gewinnen, so Daniel Goll. "Aber momentan sind die Systeme nicht darauf ausgelegt, um langfristig effizient zu arbeiten."
Aber es gibt Lösungen, um die Fischzucht zumindest fast phosphor-neutral zu machen. Dabei geht es darum, das nicht mehr zu viel von dem Mineralstoff in die Umwelt gelangt. Denn gebraucht wird er: Jede Lebensform auf der Erde nutzt ihn für ihr Wachstum.
"Das Element Phosphor braucht jede Lebensform auf der Erde zum Wachsen. Es kann nicht ersetzt werden."
Lösungen können sein, dass in der Aquakultur neben Fischen auch Algen genutzt werden, so der Biologe. Ebenso eignen sich Muscheln oder wirbellose Tiere wie Hummer oder Krebse. Diese können überflüssigen Phosphor, der von den Fischen nicht aufgenommen oder wieder ausgeschieden wird, nutzen.
Bislang kaum phosphorarme Alternativen
Klingt nicht nach Raketentechnik, dennoch werden solche Alternativen bislang kaum praktiziert. Das hängt auch damit zusammen, dass bislang der Einsatz von Phosphor in Aquakulturen kaum diskutiert wurde. "Das Thema wurde bisher einfach übersehen", sagt Daniel Goll.
Ein Umdenken, auch in der Fischzucht, ist aber wichtig. Die Länder der Europäischen Union importieren zurzeit rund 90 Prozent des Phosphors, denn es gibt kaum natürliche Quellen in Europa. Phosphor kommt zumeist aus Marokko, China oder den USA. Die EU hat vor sechs Jahren den Mineralstoff in die Liste der 20 kritischen Rohstoffe aufgenommen, deren Versorgungssicherheit gefährdet und deren wirtschaftliche Bedeutung hoch ist.