Bewegungen mit einer HandRoboter-Daumen: Fünf Finger sind einfach zu wenig
Es ist eigentlich unmöglich eine Kaffeetasse mit einer Hand zu halten und dabei den Löffel gleichzeitig umzurühren. Mit einem extra Daumen an der Hand würde das gehen.
Die Idee zum doppelten Daumen an einer Hand stammt von der britischen Produktdesignerin Dani Clode. In einem TEDx-Talk erklärt sie in einem Youtube-Video, wie sie die Eingebung dazu hatte.
Das Prinzip: Der zusätzliche, prosthetische Daumen wird mit einem Gurt an der zum natürlichen Daumen gegenüberliegenden Seite befestigt. Bewegen kann man diesen Daumen mithilfe von Sensoren, die an die beiden großen Zehen gekoppelt sind - quasi per Fernsteuerung.
Bewegungen mit einer Hand ausführen, für die man sonst beide Hände benötigt
Um den Daumen nach oben oder unten zu steuern, nutzt man den einen Zeh. Um ihn zu krümmen, den anderen.
Dann wurde getestet, ob der zusätzliche Daumen auch für den Alltag tauglich ist: Einige Probanden erhielten die Prothese für fünf Tage und konnten sie mit nach Hause nehmen, damit Bewegungsabläufe üben und verschiedene Tätigkeiten ausführen. Dabei zeigte sich, dass die Gewöhnung an den zusätzlichen Finger recht schnell erfolgte und dabei auch ziemlich intuitiv war. Das stellten die Designerin und Forschenden fest.
Zusätzlicher Daumen erleichtert manche Abläufe
Mit dem zusätzlichen Daumen konnten die Versuchsteilnehmer Dinge tun, für die sie sonst beide Hände benötigen: Eine Flasche festhalten und gleichzeitig öffnen, eine Banane halten und gleichzeitig schälen und sehr viele Spielkarten in einer Hand auffächern.
Anschließend wurden die Probanden in einem Hirnscanner per funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) untersucht, um festzustellen, wie das Gehirn durch den zusätzlichen Daumen beeinflusst wird.
Gehirn kann eigene Finger schlechter unterscheiden
Dabei zeigte sich ein Problem: Das Gehirn konnte nach diesen fünf Tagen schlechter zwischen den eigenen Fingern unterscheiden. Selbst nach einer Amputation der Finger passiert das in der Regel nicht.
Langfristig könnte das bedeuten, dass die Steuerung der eigenen Finger leidet, wenn ein prosthetischer Daumen genutzt wird. Allerdings können die Forschenden das bisher noch nicht abschließend beurteilen.
Gegen diese These spricht, dass Menschen, die mit sechs Fingern an einer Hand geboren werden, gut damit zurechtkommen. Und es hat sich auch gezeigt, dass dieser Effekt auf das Gehirn abgeschwächt wird, sobald der zusätzliche Daumen wieder abgenommen wird.
Eine der beteiligten Neurowissenschaftlerinnen gab allerdings zu bedenken: Technisch sei immer mehr möglich, aber man müsse schauen, ob das Gehirn mit der zusätzlichen Herausforderung zurechtkomme.