Robert F. Kennedy Jr.Trumps liebster Impfgegner

Robert F. Kennedy Jr. – Impfgegner und Verschwörungsideologe – soll neuer Gesundheitsminister der USA werden. Hinzu kommt, dass Donald Trump den Austritt aus der WHO verkündet hat. Was bedeutet das für die weltweite Gesundheitsversorgung?

Der neue US-Präsident Donald Trump stellt gerade seine neue Regierung zusammen. Und auf seiner Personalliste stehen einige, nicht ganz unumstrittene Kandidatinnen und Kandidaten. Dazu gehört auch Robert F. Kennedy Jr., Neffe des früheren US-Präsidenten John F. Kennedy.

Mit seiner berühmten Familie hat Robert F. Kennedy Jr. allerdings irgendwann gebrochen. Und seine Cousine, Caroline Kennedy, hat den US-Senat sogar vor Kurzem davor gewarnt, ihren Verwandten als Gesundheitsminister zu bestätigen. In einem Brief schreibt sie unter anderem, dass ihrem Cousin jegliche relevante Erfahrung fehle und er süchtig nach Aufmerksamkeit und Macht sei.

"Robert F. Kennedy Jr. ist das schwarze Schaf der Familie."
Doris Simon, USA-Korrespondentin

Wie genau es zu dem Bruch mit der Familie kam, ist nicht ganz klar, sagt unsere USA-Korrespondentin Doris Simon. Als Robert F. Kennedy Jr. 2024 im letzten Jahr Präsidentschaftskandidat war – zunächst als Demokrat, dann als Parteiloser – habe sich seine Familie aber klar gegen ihn positioniert. Vor allem was das Thema Impfgegnerschaft betreffe, aber auch bei vielen anderen Dingen.

Vom Umweltanwalt zum Impfgegner

Robert F. Kennedy Jr. war lange Zeit Umweltanwalt. Und in Sachen Umweltschutz hat er auch Vieles erfolgreich durchgesetzt, erklärt unsere Korrespondentin. Gleichzeitig hat er sich auch als Impfgegner einen Namen gemacht. "Er hat viele Jahres seines Lebens damit verbracht, die gängige Impfpolitik, Impfungen und den Umgang damit zu kritisieren und dagegen anzukämpfen – und sogenannte alternative Methoden zu pushen", so Doris Simon.

Robert F. Kennedy Jr. verbreitet Verschwörungstheorien, die faktisch falsch sind. Er ist beispielsweise der Meinung, es gebe keine sichere Impfung. "Er behauptet, dass Impfstoffe Autismus verursachen oder auch, dass die Impfstoffe gegen Covid tödlicher seien, als das Virus selbst", erzählt unsere Korrespondentin.

"Er behauptet, dass Impfstoffe genutzt würden, um die Weltbevölkerung zu kontrollieren – zum Beispiel von Bill Gates."
Doris Simon, USA-Korrespondentin

Bislang ist noch nicht viel darüber bekannt, was für Pläne Robert F. Kennedy Jr. als möglicher neuer Gesundheitsminister hat. In einer Anhörung im US-Kongress hat er laut unserer Korrespondentin aber durchscheinen lassen, dass er wenig Ahnung von den Systemen der Krankenversicherung in den USA hat.

"Irrsinniger Einfluss für einen Impfgegner"

Kritisch sieht Doris Simon auch, dass Robert F. Kennedy Jr. künftig für ein Ministerium und die dazugehörigen Behörden zuständig sein könnte, die insgesamt 1,7 Billionen US-Dollar verwalten: "Und das ist ein irrsinniger Einfluss für jemanden, der die längste Zeit seines Lebens ein erklärter Impfgegner war. Da sind viele Impfprogramme dabei oder auch Forschungen."

In den USA grassiert beispielsweise zurzeit die Vogelgrippe. "Die Frage ist, wie wird da die Forschung für Impfstoffe aussehen. Robert F. Kennedy Jr. ist ein Gegner von rDNA-Impfstoffen. Die versprechen bei so etwas aber Erfolg. Wie wird es da weitergehen?", fragt sich Doris Simon.

In der vierstündigen Anhörung im US-Kongress betonte Robert F. Kennedy Jr. übrigens, er sei kein Impfgegner.

Auch im Trump-Lager Kritik an Kennedy

Dass Robert F. Kennedy Jr. US-Gesundheitsminister wird, ist vor allem ein Wunsch des neuen Präsidenten Donald Trump. Unter den Republikanern gibt es allerdings auch kritische Stimmen. Ein großer Skeptiker ist unserer Korrespondentin zufolge der Senator von Louisiana, Bill Cassidy, der selbst Arzt ist. Deshalb besteht – zumindest theoretisch – die Möglichkeit, dass Kennedy doch nicht Teil der US-Regierung wird.

"Ob sich am Ende genug finden, die Donald Trumps Wunsch widerstehen, da bin ich mir nicht sicher."
Doris Simon, USA-Korrespondentin

Wann es im Senat zur Abstimmung über die Personalie Kennedy kommen wird, ist noch nicht klar. Sollte er Gesundheitsminister werden, würde sich das insbesondere auf die Menschen in den USA auswirken. Auf die ganze Welt wirkt sich aber die Anordnung von US-Präsident Trump aus, dass die USA aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) austreten. Trump sagt, die WHO habe die USA abgezockt und das lasse man nicht weiter zu.

Die WHO ist die wichtigste internationale Organisation im Bereich Gesundheitspolitik. Sie ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen – und über 190 Länder sind dort Mitglied. Sie setzen sich gemeinsam für eine weltweite Gesundheitsversorgung ein. Die WHO macht Impfkampagnen, hilft bei Krankheitsausbrüchen oder kümmert sich um Prävention, um Pandemien zu verhindern.

Was bedeutet ein Austritt der USA aus der WHO?

Ein Austritt aus der WHO geht nicht von heute auf morgen, sondern dauert etwa ein Jahr. Sollten die USA tatsächlich nicht mehr Mitglied sein, dann würde das vor allem finanzielle Folgen haben. Die USA sind der wichtigste Geldgeber der WHO. Mit einem Austritt würden etwa 20 Prozent des Budgets wegfallen. Für den Epidemiologen Hajo Zeeb ist das besorgniserregend: "Die USA sind schon ein großer Player. Da geht es nicht nur ums Geld, sondern auch um die Expertise und den intensiven Austausch. Weil es arbeiten viele Amerikanerinnen und Amerikaner bei der WHO in Genf und auch in anderen Ländern."

"Da fällt einfach ein ganz großer Block an Unterstützung – intellektuell, aber vor allen Dingen auch finanziell – einfach weg."
Hajo Zeeb, Epidemiologe

Dem Epidemiologen zufolge dürfen die amerikanischen Mitarbeitenden bei der WHO in Genf schon jetzt nicht mehr ihre Büros betreten. Und auch die Zusammenarbeit mit den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in den USA sei gestoppt. Das CDC ist eine Behörde des US-Gesundheitsministeriums, die auch maßgeblich daran beteiligt ist, einen Impfstoff für die jährliche Grippewelle herzustellen.

"Es ist gar nicht klar, wie der Impfstoff für die nächste Influenza-Welle aussehen kann", sagt Hajo Zeeb. Der Epidemiologe rechnet damit, dass Kürzungen anstehen und somit auch die Arbeit in den Regionalbüros der WHO in ärmeren Ländern nicht so weitergehen kann wie bisher.

"Für Kinder in den USA eine schlechte Entwicklung – und in der Folge für die gesamte Welt"

Dass mit Robert F. Kennedy Jr. ein großer Impfskeptiker US-Gesundheitsminister werden könnte, sieht Hajo Zeeb sehr kritisch: "Wenn er wirklich eine starke Anti-Impfhaltung durchsetzen würde, dann wäre das für Kinder in den USA eine schlechte Entwicklung – und in der Folge dann auch für die gesamte Welt, weil Amerikaner auch viel reisen."