RoadtripIm klapprigen Minivan durch Zentralasien
Ein Inserat im Netz inspiriert Vanessa Scharsching und Christian Biemann zu ihrer Reise durch Zentralasien. Im Angebot: ein maisgelber Minivan. Die einzige Bedingung: Die Käufer sollten das betagte Gefährt in Bischkek in Kirgistan in Empfang nehmen.
Ein Freund von Vanessa Scharsching und Christian Biemann hatte ihnen die Anzeige weitergeleitet. Er kennt sie und weiß, dass sie das Vanlife lieben, gerne auf Roadtrips gehen, oft in der Natur unterwegs sind und das Campen mögen. Bei einer Online-Plattform wurde ein klappriger maisgelber Minivan angeboten - allerdings ein paar Tausend Kilometer entfernt vom Wohnort des österreichischen Pärchens entfernt.
Um den Wagen tatsächlich kaufen zu können, mussten sie in Kauf nehmen, in die kirgisische Stadt Bischkek zu fliegen, um ihn dort abzuholen. Zuerst war Vanessa begeistert von der Idee, wurde dann mit der Zeit aber immer skeptischer. Christian, der zuerst nichts von der Idee gehalten hatte, wurde dann umgekehrt zur treibenden Kraft, um das ungewöhnliche Vorhaben in die Tat umzusetzen.
"Von Automechanik verstehen wir nichts. Aber genau das hat irgendwie den Reiz ausgemacht, dass wir gewusst habe: Okay, da wird es war wohl das eine oder andere Problemchen geben."
Kurz, nachdem sie den Minivan abgeholt hatten, wurde auf einem Parkplatz in den Van eingebrochen. Zum Glück wurden die mitgebrachten Ersatzteile für den Van nicht aus dem Fahrzeug geklaut - vermutlich weil die Fahrzeugmarke in Kirgistan ziemlich unbekannt ist. Viel schlimmer traf es den Besitzer eines Vans, der direkt neben dem österreichischen Pärchen geparkt hatte: Sein Wagen wurde komplett auseinander genommen und ausgeraubt.
In den ersten Wochen immer wieder Pannen
Auch wenn es abenteuerlich war, mit einem Fahrzeug zu reisen, das unterwegs immer wieder repariert werden muss, ist das schon ganz schön anstrengend. Die beiden stellten schnell fest, dass es auch etwas Befreiendes hatte, sich vorzustellen, dass sie den Wagen ohne großen finanziellen Verlust auch einfach irgendwo loswerden könnten, sollte er nicht mehr weiterfahren. Außerdem lernten sie durch die vielen Reparaturen, die nötig waren, unterwegs viele Menschen kennen, die sie bereitwillig beim Flottmachen von "Stinki" – so der Spitzname des Vans – unterstützten.
Menschenleere Steppe auf kirgisischen Hochebenen
Ob Tadschikistan oder Usbekistan – jedes Land, durch das Vanessa Scharsching und Christian Biemann gereist sind, hat ihnen andere Highlights und Einblicke geboten, an die sie sich immer noch sehnsüchtig zurückerinnern, erzähle sie im INterview mit Nova-Moderator Sebastian Sonntag. Besonders begeistert hat die beiden Kirgistan. Vanessa sagt, dass sie es sich gut leisten konnten, durch das Land zu reisen, und dass auch eine gute Infrastruktur bietet.
Die beiden konnten das Land auch mit den dortigen öffentlichen Verkehrsmitteln bestens erkunden und waren somit nicht nur auf den eigenen Van angewiesen. Zum Glück – denn in den ersten Wochen ihrer Reise hatte der Van eine Panne nach der anderen. Das sorgte anfangs für ein mulmiges Gefühl, weil die beiden Reisenden nie wussten, wie lange der Minivan noch durchhalten würde.
Kirgistan lässt sich sehr günstig bereisen. Vanessa hat den Trip aber besonders genossen, weil das Land kaum touristisch erschlossen ist, erzählt sie. Tadschikistan und Kirgistan fanden die beiden auch toll, weil sie dort die Gelegenheit hatten, lange durch weite Steppen zu wandern und dabei kaum anderen Menschen zu begegnen. Eine willkommene Abwechslung hat ihnen dann das benachbarte Usbekistan mit seinen atemberaubenden architektonischen Sehenswürdigkeiten geboten. Dementsprechend waren dort auch viel mehr Touristen unterwegs als in Kirgistan und Tadschikistan, sagt Vanessa.
Auf ein Getränk ins Wohnzelt eines alten Nomaden
Vanessa sagt, dass sie gerne "mit dem Magen reist" und dass "Reisen durch den Magen geht". Sue reist gerne durch Länder, wo ihr das Essen gut schmeckt. Bei ihrer Reise durch Kirgistan hat sie sich sicher gefühlt, nicht nur körperlich, sondern auch das Essen betreffend.
Vergorene Stutenmilch muss man selbst probiert haben
Ein besonderes Highlight ihrer Reise war, als eine alter Nomade die beiden auf einer 3000 Meter hoch gelegenen Hochebene am Songköl-See, in seine Jurte bat. In seinem traditionellen Wohnzelt hatte er ihnen dann das kirgisische Nationalgetränk Kumys angeboten.
Wie genau Kumys, das aus vergorener Stutenmilch besteht, schmeckt, wollten Vanessa und Christian im Gespräch allerdings nicht verraten. Sie sagen: Das sollte jeder selbst mal. Nachdem sie von ihrem Getränk gekostet hatten, erklärte der alte Nomade mit unmissverständlichen Gesten, dass diese Milch in seiner Heimat als potenzsteigernd gilt.
"Die Hochebenen und die Mondlandschaften am östlichen Pamir, die sind mir so eindrücklich in Erinnerung geblieben – wirklich wie von einem anderen Planeten, dort oben auf über 4000 Meter – schon ein sehr spektakulärer Reiseabschnitt."
Einer der wichtigsten und beeindruckendsten Abschnitte ihrer Reise war die Strecke von Kirgistan nach Tadschikistan über den Pamir Highway, berichten sie. Christian erinnert die Landschaft im östlichen Pamir-Gebirge an eine Mondlandschaft. Für ihn war das einer der spektakulärsten Reiseabschnitte überhaupt und einer der wunderbarsten Orte auf unserer Erde.
Vanessa hat besonders beeindruckt, dass die Landschaft, durch die man fährt, sehr vielfältig ist, obwohl sich die Fernstraße durch das Gebirge nur über ein paar hundert Kilometer zieht. Sie fand es spannend zu sehen, wie sich während der Fahrt über den Pamir Highway die Landschaft, die Kultur und das Aussehen der Menschen nach und nach verändert.
Respektvoller Umgang mit reisenden Frauen
Viele Leute würden sich davon abschrecken lassen durch Länder wir Kirgistan zu reisen, weil sie muslimisch geprägt sind, sagt Vanessa. Sie selbst habe aber in den zentralasiatischen Ländern nur positive Erfahrung als reisende Frau gemacht, auch wenn sie alleine unterwegs war. Für Vanessa zählen die ehemaligen Sowjetländer, gerade auch die muslimisch geprägten, zu den angenehmsten Reiseländern, die sie kennt.
Sie kann jeder Frau empfehlen, dorthin zu reisen, sagt sie. Dasselbe gilt ihrer Erfahrung nach auch für den Iran. Vanessa sagt, dass die Menschen in den Ländern, durch die sie gereist ist, sehr respektvoll im Umgang mit ihr als Touristin waren. Sie hat die Einheimischen als besonders herzlich empfunden, und möchte anderen reisenden Frauen die Unsicherheit vor solchen Auslandstrips nehmen. Manche Medien schüren mit ihren Berichten über Reisen in diese Länder Ängste bei Frauen, findet sie.