RitualeWarum wir uns die Hand geben

Die wenigsten denken darüber nach, sondern machen es einfach: Sie geben sich zur Begrüßung die Hand. Aber warum eigentlich?

"Wir geben uns zur Begrüßung die Hand!" So hat es Bundesinnenminister Thomas de Maizière in seinen Thesen zur Leitkultur vor ein paar Monaten noch einmal deutlich postuliert (und dafür viel Kritik geerntet). Doch immer häufiger wird der Handschlag verweigert. In Krankenhäusern zum Beispiel. Oder in der Politik. 

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Was da wohl los war? Hinterher hatte Donald Trumps damaliger Pressesprecher zwar gesagt, das Ganze sei ein Missverständnis gewesen. Aber ist das glaubwürdig? 

In Sachen Handschlag ist der US-Präsident ohnehin recht ambivalent. Könnt ihr ja mal den französischen Präsidenten Emmanuel Macron fragen...

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Vor seiner Amtszeit ging ja sogar das Gerücht rum, Donald Trump habe enorme Angst vor Infektionen durch Körperkontakt, weshalb er jeden unnötigen Handschlag vermeide.

Sofern da was dran ist, wäre er zumindest nicht allein. Mittlerweile betreiben offenbar sogar Ärzte das sogenannte No-Handshaking.   

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Das kommt zwar irgendwie unhöflich rüber, aber ist es ihnen zu verdenken? Schließlich werden die meisten Bakterien und Viren über die Hände übertragen und immer wieder wird betont, wie wichtig die Handhygiene ist. 

Rein geschichtlich soll der Handschlag ja angeblich nur zeigen: Sieh her, ich bin unbewaffnet. Entstanden ist dieses Ritual im Mittelalter. Da man seine Waffen damals in der Regel in der rechten Hand hielt, war die Geste sich die Hand zu geben für Ritter das Zeichen dafür, dass man sich friedlich gesonnen war.

Der Handschlag als Mittel der Provokation

Wer nicht die Hand gibt, provoziert. Gut, bei Trump wundert das nicht. Aber wir kennen das auch von uns selbst. Jeder hatte in der Kindheit doch diese Tante oder diesen Onkel, der gerne sagte: "Jetzt gib mal das richtige Händchen!" Tja, und wir alle haben das Spiel mitgespielt - mit Blick auf das nächste Weihnachtsfest... Klar! 

Ein Fall aus Montabaur hat kürzlich für Aufregung gesorgt. Dort hat ein muslimischer Polizist der Kollegin, die ihm zur Beförderung gratulieren wollte, den Handschlag verweigert. Angeblich aus religiösen Gründen. Von der Gewerkschaft der Polizei hieß es: "Die Trennung von Staat und Religion ist für uns nicht verhandelbar."