RiesterrenteWas sich bei der privaten Altersvorsorge ändern soll
Das FDP-geführte Bundesfinanzministerium will die private Altersvorsorge reformieren. Eine Experten-Kommission hat dafür jetzt Vorschläge vorgelegt. Unter anderem soll es die Riester-Rente in ihrer aktuellen Form nicht mehr geben.
Jeder, der in die Rentenkasse einzahlt, erhält Rente. Ob das daraus gesammelte Geld in Zukunft noch zum Leben reicht? Diese Frage stellen sich immer mehr Menschen. Über eine zusätzliche private Rentenvorsorge können wir die staatliche Rente aufstocken. Je nach Berufssparte gibt es verschiedene Möglichkeiten, Geld anzusparen, auf das wir im Alter zurückgreifen können. Die 2002 eingeführte "Riesterrente" könnte möglicherweise in Zukunft nicht mehr dazu gehören – zumindest ist das ein Vorschlag einer vom Finanzministerium eingesetzten Kommission.
Die "Fokusgruppe private Altersvorsorge" will die 2002 vom damaligen Arbeitsminister eingeführte "Riesterrente" reformieren. Laut den Vorschlägen der Fachgruppe sollen die Angebote für private Vorsorgeverträge übersichtlicher werden und Verwaltungsgebühren sinken – um mehr Menschen zum Sparen fürs Alter zu bewegen. Der Fokusgruppe gehören Fachleute aus Ministerien, Verbänden, Gewerkschaften und Wirtschaft an. Die Federführung hat das Bundesfinanzministerium.
"Riester wird es in der jetzigen Form so nicht mehr geben, weil es für die meisten – das muss man so sagen – gar kein guter Deal ist. Deswegen werden kaum noch Verträge abgeschlossen."
"Wenn du einen Zehner unter dein Kopfkissen legst, dann liegt der eben noch in zwanzig Jahren dort. So etwas wirft eben keine Rendite ab. So läuft das bei Riester ab", sagt Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven. Bei der Riesterrente habe im Vordergrund gestanden, dass man kein Risiko eingehe. Trotz Zuschüssen und Steuererleichterungen habe das Modell aber einfach nicht viel Ertrag gebracht.
Etwa 16 Millionen Verträge gebe es derzeit noch, von denen laut Nicolas Lieven aber etwa 20 bis 30 Prozent gar nicht mehr bespart werden. Denjenigen, die noch einen Riesterrentenvertrag haben, rät er, auf jeden Fall die Reform 2024 abzuwarten: "Die Leute mit alten Riester-Verträgen haben dann die Wahl, ob sie in dem alten Riester-Vertrag bleiben oder ob sie in das neue Modell wechseln."
Die Überschrift nach den Reformvorschlägen der Fachleute zur privaten Altersvorsorge könnte lauten: "mehr Rendite mehr Risiko". Bisher waren bei Riester 100 Prozent der Ersparnisse gesichert. Das soll in Zukunft nicht mehr so sein. Mit dieser Maßnahme will die Expert*innen-Kommission die Tür für Aktien und Fonds öffnen, in die wir zukünftig für die Altersvorsorge investieren könnten.
Staatliche Zulage für Leute, die investierten
"Im Gespräch ist so eine Art Altersvorsorgedepot bei Banken und Versicherungen. Du sollst also in Aktienfonds investieren und wenn du das Rentenalter erreicht hast, bekommst du auch staatliche Zulagen und eine Förderung, die auch noch erhöht werden soll."
Damit das Investieren für für Bürgerinnen und Bürger nicht zu risikoreich wird, soll ein hoher Wert auf Transparenz gelegt werden. Nicolas Lieven sagt: "Künftig sollen wir die Finanzprodukte gut vergleichen können. Wer verlangt welche Gebühren? Was kostet mich das? All das soll dann erkennbar sein, damit du im Zweifel wechseln kannst. Das war bei Riester bisher überhaupt nicht möglich."
Einen Staatsfond – ähnlich wie in skandinavischen Ländern – soll es nicht geben. Davon profitieren in Ländern Skandinaviens etwa 90 Prozent der Menschen, sagt Nicolas. "Das wäre auch hierzulande gut gewesen für die Leute, die weniger verdienen", so der Wirtschaftsjournalist. In der Kommission säßen allerdings auch Vertreter*innen aus der Versicherungswirtschaft und Fondsmanager*innen. "Die wollen sich natürlich nicht das eigene Geschäft kaputtmachen", sagt Nicolas Lieven.
Junge Menschen, die jetzt anfangen zu arbeiten und erst in 40 bis 50 Jahren in Ruhestand gehen, hätten noch viel Zeit, um Geld zu investieren und für die private Altersvorsorge zu sparen. "Unsere Gesellschaft wird nun mal älter. Natürlich gibt es später auch noch die gesetzliche Rente, aber die wird schrumpfen. Die wird für einen guten Lebensstandard nicht mehr reichen. Wir sprechen von einem Rentenniveau von 48 Prozent", sagt er.
"Vereinfacht gesagt: Nimm mal die Hälfte von deinem Nettogehalt. Davon kannst du im Alter nicht besonders gut leben, vermute ich."
Experten raten, früh anfangen zu sparen
Für jüngere Leute sei ein Rentensparmodell, bei dem in Aktien oder Fonds investiert werde, super, weil sie noch Zeit haben. Bei Investitionen in Aktienfonds kann es immer wieder Schwankungen und Einbrüche geben. Über einen langen Zeitraum hinweg würden sich diese Schwankungen jedoch ausgleichen, erklärt der Wirtschaftsjournalist. Das neue Modell, an dem das Finanzministerium derzeit arbeitet soll es allerdings erst ab 2024 geben.
Wer sich gut auskenne, könne auch auf eigene Faust in Aktien oder Fonds investieren. Derzeit ist viel die Rede von Exchange Traded Funds (ETFs): "Nebenher sparen ist immer der richtige Weg. In ETFs, Fonds oder einzelne Aktien solltest du allerdings nur investieren, wenn du dich wirklich auskennst", erklärt Nicolas.
Für viele sei ein privater Sparplan eine gute Lösung, bei dem jeden Monat ein fester Betrag auf die Seite gelegt – und gegebenenfalls investiert – wird. Einen Nachteil hat der private Sparplan allerdings: Wenn Geld auf einem Privatkonto immer verfügbar ist, nutzen es viele Menschen dann doch, wenn sie etwa spontan Geld benötigen, etwa für ein neues Auto.
Nicolas Lieven empfiehlt im Idealfall beides anzugehen: Ein privates Rentensparmodell plus Sparplan. "Sofern es möglich ist", sagt er.