RetourenWarum wir so viel zurückschicken
Kostenlose Rücksendungen im Onlinehandel sind sehr praktisch – und gleichzeitig ziemlich problematisch für die Umwelt: Die zusätzlichen Lieferwege sorgen für noch mehr CO2-Ausstoß, außerdem vernichten viele Händler retournierte Artikel. Eine Studie zeigt: Das Problem hat sich in den letzten Jahren nicht wirklich verbessert.
Offenbar finden wir Konsument*innen die kostenlosen Retouren ziemlich gut. Shops, die eine kostenlose Retouren-Option anbieten, gelten für viele Käufer*innen als besonders attraktiv. Bei Kleidung können wir zum Beispiel das schier unendliche Onlineangebot nutzen, können die Klamotten in Ruhe zu Hause anprobieren und müssen uns nicht im Laden in die Kabine quetschen. Dabei gehen wir kein Risiko ein, denn was uns nicht passt oder nicht gefällt, schicken wir einfach wieder zurück.
Dabei haben sehr viele Online-Shops nachgebessert – mittlerweile gibt es dort äußerst präzise Größentabellen, um zu vermeiden, dass es so viele Retouren gibt. Doch offenbar hat weder das noch Appelle an die nachhaltige Vernunft der Kund*innen den gewünschten Erfolg gebracht, heißt es in einer Studie des Händler-nahen Handelsforschungsinstituts EHI. Für die Studie wurden deutsche, österreichische und Schweizer Onlinehändler befragt.
"Es testen immer wieder Händler mit Retourengebühren, auch in Deutschland. Man sieht einfach, dass dann die Kunden doch sehr viel vorsichtiger bestellen."
Die Kund*innen hätten einfach keine Lust auf Retourenkosten, sagt EHI-Handelsexperte Marco Atzberger. Das hätten Tests eindeutig ergeben.
Jede Retoure kostet die Unternehmen
Die Onlinehändler haben auch ein ganz massives finanzielles Interesse daran, die Zahl der Retourensendungen zu senken. Laut der Studie kostet eine Retoure ein Unternehmen im Schnitt zwischen fünf und zehn Euro – bei größeren Artikeln wie etwa Möbel sogar bis zu 20 Euro. Am meisten kostet es die Unternehmen laut der Studie, die Qualität der Rücksendungen zu überprüfen.
"Aus unserer Perspektive ist der einzige Hebel, Gebühren einzuführen – als Steuerungswerkzeug, dass man sich bewusst ist: Ich verursache Kosten und Ressourcenverbrauch."
Eigentlich geht gar kein Weg an Retourenkosten vorbei, sagt Marco Atzberger – aus Marketing- und Umsatzgesichtspunkten habe man allerdings Angst, diese Gebühren einzuführen. Äußerst wahrscheinlich, dass sie bald kommen, ist es also nicht. Und selbst wenn der Staat – oder die EU – Retourenkosten vorschreiben würde, würden die Händler*innen wohl Möglichkeiten finden, das zu umgehen, so der Handelsexperte.
EU will Vernichtung von Kleidung verbieten
Immerhin: Die neue Ökodesign-Richtlinie der EU-Kommission will Produkte haltbarer machen. Die Vernichtung unverkaufter Kleidung soll komplett verboten werden. Gerade beim Thema Kleidung sei das Retouren-Vernichtungsproblem aber gar nicht so groß, sagt Marco Atzberger.
"Dort [bei der unverkauften Kleidung] erhält man sehr viel Ware in gutem Zustand zurück aufgrund dieses Auswahlkaufs. Diese Waren gehen dann in aller Regel wieder in einen Verkaufsprozess."
Allerdings gibt es hier auch gegenteilige Stimmen: Medienberichte zeigen immer wieder, dass sehr wohl auch Textilien im großen Stil vernichtet werden, zum Beispiel (aber nicht nur) während der Corona-Krise.
Das mögliche Vernichtungsverbot in der EU soll nicht nur auf Kleidung beschränkt bleiben, sondern auf andere Bereiche ausgeweitet werden – etwa auf die Unterhaltungselektronik. Darauf haben sich die Unterhändler des Europaparlaments und der EU-Staaten geeinigt. Gerade bei der Unterhaltungstechnik könnte der Ansatz auch noch deutlich sinnvoller sein, weil hier in einzelnen Teilen wertvolle Rohstoffe stecken.