"Lecker! Ich zahle 3 Euro.""Pay what you want" funktioniert nicht so richtig
Es gibt Restaurants, in denen könnt ihr für euer Essen so viel bezahlen, wie ihr wollt. "Pay what you want" heißt das Prinzip. Allerdings sind viele Gäste dabei eher geizig. Oder komplett unverschämt.
Deutschlandfunk-Nova-Reporter Christian Schmitt hat die Probe gemacht und StudentInnen gefragt, wie viel sie für eine Roulade mit Kartoffelbrei, dazu braune Soße und Gemüse, bezahlen würden. Die Antworten lagen im Bereich zwischen 2,50 Euro und 4,50 Euro. Das sind Mensa-Preise. Und es ist typisch menschlich, so wenig wie möglich zahlen zu wollen.
Wir sind zu egoistisch für Pay what you want
Sascha Alavi ist Marketingforscher an der Ruhr-Universität Bochum und erforscht Pay-what-you-want-Prinzipien. Und wir Menschen sind da in erster Linie eins: Egoisten. "Wir schätzen unsere Interessen bei sowas schon immer deutlich höher ein als die Interessen des Gegenübers", sagt Sascha Alavi. Natürlich soll der Gastgeber Geld bekommen. Aber zu viel muss es auch nicht sein. Auch nicht, wenn es wirklich lecker war.
"Viele können die wahren Kosten in einem Gastronomiebetrieb nicht richtig einschätzen."
Die Roulade aus Umfrage ist deutlich mehr wert als knapp fünf Euro. "Ich bin der Meinung, dass dieser Teller hier mindestens 15 Euro wert ist", sagt die gelernte Köchin und Food-Journalistin Julia Floss. Nur so könnten die Zutaten und all die Nebenkosten bezahlt werden. Raummiete, die Personalkosten, die Spülmaschine und vieles mehr.
Aber: Viele können die wahren Kosten in einem Gastronomiebetrieb nicht richtig einschätzen. Eigentlich ist das Prinzip "Pay what you want" damit zum Scheitern verurteilt.
Pay what you want als Werbung
Trotzdem kann es einen Effekt. Zum Beispiel im Restaurant "Kish" in Frankfurt. Dort gibt es nicht nur "Pay what you want" sondern am Buffet auch "All you can eat". Es gibt Gemüse, Fleisch, Reisgerichte, Beilagen und so weiter. Früher hat Restaurantchef Pourya Feily 7,50 Euro für das Buffet verlangt. Das ist günstig. Es kamen täglich um die 15 Gäste.
Seit jeder zahlen darf, was er will, kommen jeden Mittag bis zu 100 Gäste. Der Umsatz hat sich allerdings nur verdoppelt. Der Betrag, den die Leute für das Buffet zahlen, liegt meistens unter 7 Euro, sagt er. Manche Gäste lassen nur ein wenig Kleingeld im Restaurant. Obwohl sie ihren Teller drei, vier Mal am Buffet neu aufgefüllt haben.
"Andere Leute zahlen einen Euro, zwei Euro, manchmal 50 Cent. Manchmal tut das weh. Aber das gehört auch dazu.”
Pourya Feily tut es weh, wenn er sein Essen verramscht. Aber er sieht es als Werbung für sein Restaurant: Am Abend gibt es bei ihm nur Essen à la Carte. Mit kalkulierten und vor allem festen Preisen. Würde er sich nur auf sein Pay-what-you-want-Geschäft verlassen, wäre sein Laden schon längst Pleite, sagt er.
"Sie können zahlen was sie wollen. Uns würde sinnvoll erscheinen ein Betrag von acht Euro."
Es gibt aber auch trotz dieser düsteren Perspektive eine Chance für das freiwillige Bezahlen. Die Idee dazu formuliert Wissenschaftler Sascha Alavi: der Preisanker. Der ist ein Hinweis an die Kunden, welche Summe nötig wäre, um die Kosten zu decken. Mit diesem kleinen, sanften Arschtritt für die Freiwilligkeit, sagt der Forscher, zahlen die Kunden dann wieder deutlich mehr.