ReligionsfreiheitEine Moschee im Knast
Auch wer im Gefängnis sitzt, darf seine Religion ausüben. Darum gibt es dort Kirchen, Geistliche und Seelsorge. Einsitzende Muslime schauen hingegen oft in die Röhre und bekommen selten geistliche Betreuung. Jugendliche Häftlinge bauen darum ihre eigene Moschee in der JVA Wuppertal Ronsdorf.
Vor drei Jahren wurde die JVA neu gebaut und es gab einen Raum für "Nichtchristliche Religionsgemeinschaften". Mehr als ein Dritter der Insassen in Wuppertal Ronsdorf sind Muslime; unter ihnen sind viele Jugendliche, denen Religion wichtig ist.
- "Nach dem Beten fühlt man besser und ich kann den Knast mal vergessen - das ist ein sehr schönes Gefühl."
- "Ich finde meinen inneren Frieden und ich merke immer da ist jemand der mir weiterhilft - und das ist für mich Gott."
- "Ich lass mich jetzt hier auch taufen und finde es wichtig, dass die Muslime einen eigenen Raum bekommen"
Gemeinsam mit christlichen Jugendlichen haben sie den Religionsraum zu einer Moschee ausgebaut.
Kein Seelsorger für Muslime
In der JVA ist sonst nicht viel Platz für Religion. In den Mehrzweckraum passten nur acht Personen, mehr als 60 standen noch auf der Warteliste, die dann gemeinsam in Zelten oder alleine in ihrer Zelle beten mussten. Es gibt vier hauptamtliche Pfarrer und Seelsorger in der JVA Wuppertal, für die Muslime schaut ehrenamtlich ein Imam vorbei, der eigentlich Kaufmann ist.
"Das Problem ist: Die Jugendlichen haben im Gefängnis viel Zeit zum Nachdenken und der Wunsch nach Vergebung und Neuausrichtung des Lebens ist groß. Das macht sie anfällig für die Schwarz-Weiß-Ideologien von Extremisten."
Wo es keinen gemäßigten Imam ohne theologische Ausbildung gibt, suchen sich die Häftlinge Alternativen. In der JVA saß zum Beispiel ein Häftling der angeklagt wird Mitglied einer terroristischen Vereinigung zu sein und einen radikalen Salafismus zu vertreten. Auch mit ihm haben die Jugendlichen über ihren Glauben gesprochen. Nun haben die jugendlichen Muslime zumindest einen Raum für ihren Glauben. Einen Imam oder wenigstens ein inhaltliches Konzept gibt es noch nicht.
WDR-Film: Moscheebau hinter Gittern
Der Film "Moscheebau hinter Gittern" von Mareike Wilms zu dem Thema läuft im WDR am 1.08. kurz nach 18 Uhr und am 3.08. in einer längeren Fassung um 15:45 Uhr.