Fußball-BundesligaRelegation: Was der Abstieg kostet
17 von 18 Teams für die kommende Saison der 1. Bundesliga stehen fest. Der letzte Platz wird in der Relegation vergeben zwischen dem Erstligisten VfB Stuttgart und dem Zweitligisten Hamburger SV. Es geht um sportliches Prestige – und sehr viel Geld.
Für den Erstligisten VfB Stuttgart, bei dem heute das Hinspiel stattfindet, wären die finanziellen Einbußen sehr heftig, hat Geschäftsführer Alexander Wehrle vorgerechnet: Demnach läge der Umsatzverlust für den Club bei einem Abstieg bei rund 40 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 lag der Gesamtumsatz des Vereins bei ca. 150 Millionen.
Stellschraube Fernsehgelder
Vor allem durch die fehlenden Fernsehgelder gehen den Zweitligisten Einnahmen verloren. Denn je nachdem, in welcher Liga er spielt und wie erfolgreich er ist, bekommt ein Club von der Deutschen Fußball Liga ein anderes Budget ausgezahlt.
Die DFL zahlt für nächste Saison insgesamt 1,16 Milliarden Euro als nationale Erlöse an die 36 Vereine der ersten beiden Bundesligen. Jeder Verein kriegt erstmal einen gleichen Grundbetrag: Doch in der ersten Liga liegt der in der nächsten Saison bei 25,3 Millionen Euro und in der zweiten nur noch bei 7 Millionen Euro. Das sind 18,3 Millionen Euro Unterschied!
"Die DFL zahlt an die 18 Vereine der ersten Bundesliga einen Grundbetrag von 25,3 Millionen Euro und an die Clubs der zweiten Liga nur noch einen Grundbetrag von 7 Millionen Euro."
Außerdem bestimmen noch die sportlichen Leistungen der letzten Jahre über einen bestimmten Anteil des Budgets. Der jetzt in Folge elfmalige Branchenprimus Bayern München schneidet da am besten ab.
Schlechtere Sponsorenverträge
In der zweiten Liga wird ein Club natürlich auch unattraktiver für Sponsoren. Oft werden dann die Verträge entsprechend angepasst und es gibt weniger Geld. Weil eben weniger Leute zuschauen, sowohl im Fernsehen als auch im Stadion – dort gehen dann auch nochmal Einnahmen verloren.
Wegen der Unsicherheit quasi bis zur letzten Spielminute des Rückspiels, in welcher Liga man nächste Saison spielt, planen die Clubs der ersten und zweiten Bundesliga, für die die Relegation in Frage kommt, ab einem bestimmten Punkt der Saison zweigleisig. Sie erstellen also parallel einen Budgetplan für die erste und einen für die zweite Liga.
Abstieg ist langfristiges Problem
Wer zum ersten Mal absteigt und dann den direkten Wiederaufstieg packt, kommt – vielleicht – noch einigermaßen glimpflich davon. Doch je länger ein Club „unten“ bleibt, desto schwieriger wird es mittel- und langfristig für ihn, sich davon finanziell wieder zu erholen.
"Der Umsatzunterschied zwischen 1. und 2. Liga ist erheblich. Durch die TV-Einnahmen entsteht ein negativer Time-Lag für die nächsten Jahre."
Denn die Leistungen aus den letzten Jahren zählen eben mit bei den Geldtöpfen der DFL. Und der VfB Stuttgart ist schon zweimal abgestiegen in den letzten sieben Jahren – und dann wird das halt immer schwieriger.
Geld von Investoren
Manche Clubs besorgen sich Geld von Sponsoren oder Investoren, um den sportlichen Durchbruch zu schaffen. Der kometenhafte Aufstieg von RB Leipzig, der massiv vom Red-Bull-Konzern unterstützt wird, zeigt, dass das klappen kann.
"In Deutschland muss die Entscheidungsmehrheit bei einem Investoreneinstieg beim Stammverein bleiben. Das ist die 50+1 Regel."
Trotzdem ist das in Deutschland nur bedingt möglich, weil Vereine nicht von Privatpersonen oder Konzernen übernommen werden dürfen. Die Entscheidungsmehrheit bei einem Investoreneinstieg muss beim Stammverein bleiben, das ist die sogenannte 50+1-Regel. Leipzig umgeht allerdings einige Regeln durch Tricks, sagt Nik Pothoff.
Dass es auch kleinere Clubs in die 1. Bundesliga schaffen können, zeigen die beiden Aufsteiger Heidenheim (knapp 50.000 Einwohner*innen) und Darmstadt (knapp 160.000 Einwohner*innen). Für diese Clubs dürfte es aber mit am schwersten werden, auch erstklassig zu bleiben. Denn beide haben keine besonderen Investoren oder eine richtig große Stadt hinter sich. Weil sie finanziell große Nachteile haben, gelten sie als Abstiegskandidaten Nr. 1. Die Größe einer Stadt wie Hamburg oder Stuttgart sorgt nämlich auch dafür, dass allein lokal viele Sponsoren zur Verfügung stehen.