ReitsportEs geht um Vertrauen
Es gibt Menschen, die sagen: Reiten ist grundsätzlich Tierquälerei. Die Antwort ist nicht ganz einfach. Am Ende kommt es auch darauf an, wie gut ein Reiter sein Tier kennt und wie sehr es ihm vertraut.
Wir haben über die neue Blutregel der internationalen reiterlichen Vereinigung FEI gesprochen. Die sieht vor, dass ein Reiter nicht mehr zwingend disqualifiziert wird, wenn das Pferd leicht an der Stelle blutet, wo der Reiter seine Sporen hat. Und viele unserer User auf Facebook haben sich aufgeregt: Reitsport sei grundsätzlich Tierquälerei, egal ob das Pferd blute oder nicht!
Tierquälerei oder nicht? Das lässt sich gar nicht so einfach beantworten.
Menschen und Tiere harmonieren nicht grundsätzlich miteinander. Wir Menschen sind eher Raubtiere, wenn wir Angst haben, reagieren wir oft mit Aggression. Pferde hingegen sind Fluchttiere. Wenn sie Angst haben, dann rennen sie weg.
Im dümmsten Fall kann diese Kombination gehörig schief gehen. Unsere Reporterin und Reiterin Nora Hespers erklärt: "Aus Angst, dass das Pferd unkontrolliert wegrennt, wird der Reiter aggressiv und greift zu brutalen Methoden."
"Es ist natürlich auch sau gefährlich, wenn 500 Kilogramm Lebendgewicht außer Kontrolle geraten."
Pferde können aber sehr gut lernen, sich auf den Menschen einzulassen, viel Geduld und Training vorausgesetzt. Denn sie sind Herdentiere, sie mögen Strukturen, sind neugierig, können sich anpassen und unterordnen. Pferde sind eigentlich perfekte Teamplayer. Wenn man ihnen die Chance gibt.
Pferde müssen Vertrauen haben
"Man kann Spiele machen, viele kleine Schritte und vertrauensbildende Maßnahmen", sagt Nora. "Wenn das gut klappt, dann ist das für das Pferd eben kein Schock, wenn am Ende ein Sattel auf den Rücken kommt, ein Gebiss ins Maul - oder der Reiter auf den Rücken." Dafür muss der Reiter aber das Pferd kennen und beurteilen können, ob es Stress empfindet.
Mehr Leistung, mehr Stress, mehr Geld
Das ist der Idealfall. Im Profisport kann das aber anders aussehen, denn da geht es um Geld und um Zeit. "Je früher ein Pferd bestimmte Leistungen bringt, desto schneller steigert sich sein Wert", sagt Nora. Da gebe es durchaus Reiter, deren Methoden zumindest fragwürdig seien.
"Häufiger sind da Verletzungen von Bändern, Sehnen und Gelenken, weil zu früh zu viel von den Pferden gefordert wird."
Für den Laien ist kaum zu erkennen, wie es einem Pferd im Profisport geht. Drischt der Reiter mit der Gerte auf sein Reittier ein oder blutet es an einer Stelle stark, stimmt da offenbar etwas nicht.
"Aber oft sind sich nicht mal Profis darüber einig, was dem Pferd schadet und was nicht", sagt Nora. Die Rollkur zum Beispiel: Da wird dem Pferd die Nase gewaltsam und lange auf die Brust gezogen. "Es gibt es sogar Tierärzte, die sagen: In Maßen ist das gar nicht so schlimm."