RechtsextremismusforschungWie mit Rechtsrock Hass geschürt wird
Menschenverachtende Songtexte und gewaltverherrlichende Ästhetik – der Rechtsrock ist längst keine Jugendsubkultur mehr, er ist eng mit der gesamten rechten Bewegung verwoben. In seinem Vortrag beschreibt der Rechtsextremismusforscher Christoph Schulze, wie die Bands radikaler und professioneller wurden und welche Funktion Rechtsrock für die extreme Rechte erfüllt.
Wenn wir an die Politik von Rechtsextremen denken, dann fallen uns vermutlich demonstrierende Wutbürger oder die AfD in den Parlamenten ein. Aber die extreme Rechte äußert sich auch vorpolitisch, lebensweltlich, sozial und kulturell, sagt Christoph Schulze. Er ist Rechtsextremismusforscher am Moses Mendelssohn Zentrum Potsdam. Ein wichtiger Motor für rechtsradikale Sozialisation sei die Musik, der sogenannte Rechtsrock. In den Songs der Szene werde der Hass geschürt.
"Kultur und Lebenswelt sind Kampffelder, auf denen die extreme Rechte präsent sein will, um Terrain im Ringen um die gesellschaftliche Hegemonie zu gewinnen."
In den 1990er Jahren war der Rechtsrock die größte jugendkulturelle Ausdrucksform des Rechtsextremismus. Aber rechte Musik ist längst keine Jugendsubkultur mehr. Die Konzertbesucher sind älter geworden und die Rechtsrockszene ist mit der gesamten Bewegung verwoben. Die immer professioneller organisierten Rechtsrock-Labels sind wichtige Geldquellen der Bewegung und Konzerte sind zu Treffpunkten geworden. Bei einem Rechtsrockfestival im südthüringischen Themar versammeln sich jedes Jahr mehrere Tausend Neonazis.
"In der Musik wird so ein Ort konserviert, in dem der harte Rechtsextremismus offen ausgelebt wird, während bei den Straßenprotesten parallel die Bürgerlichkeit beschworen wird."
Doch passe die Rechtsrockszene mit ihren radikalen Texten und der gewaltverherrlichenden Ästhetik nicht so recht zur Bürgerlichkeit in der sogenannten Neuen Rechten. Aber das ist nur ein scheinbarer Widerspruch, sagt Christoph Schulze: "Als Bewegungskultur ist der Rechtsrock ein Rückzugsraum geworden, in dem das offen zelebriert wird, was in der Straßenpolitik des Rechtsextremismus derzeit eher verdeckt wird."
Der Vortrag:
Der Vortrag heißt: "Rechtsrock – Kultur und Politik des Rechtsradikalismus im Land Brandenburg" und Christoph Schulze hat ihn am 24.11.2020 im Rahmen der Ringvorlesung "30 Jahre Brandenburg" am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung gehalten.