Rechtlicher SchutzKommt die EU-weite Döner-Einheit?
Es geht um nichts weniger als die Zukunft des Döners! Was darf alles in den Dönerspieß, um ihn auch Döner nennen zu dürfen? Die EU-Kommission beschäftigt sich gerade mit der Frage, ob der Döner als "traditionelle Spezialität" reguliert und geschützt werden soll.
Was hatten wir nicht schon alles für Döner-Schlagzeilen – allein dieses Jahr:
- Bundespräsident Steinmeier bringt Döner als Gastgeschenk mit in die Türkei
- DFB-Team gönnt sich Döner im EM-Quartier
- Bayerischer Imbissbesitzer erfindet Leberkäse-Döner
Offenbar reden wir gerne über den Döner. Und das tun wir auch jetzt wieder, denn tatsächlich gibt es einen sehr aktuellen Anlass: Die International Doner Federation (Udofed) hat einen Antrag bei der EU gestellt, den Döner als "traditionelle Spezialität" rechtlich zu schützen.
Die Udofed ist ein Unternehmerverband, ein Zusammenschluss türkischer Döner-Erzeuger mit Sitz in Istanbul. Sie wollen erreichen, dass EU-weit streng festgelegt wird, welche Zutaten in einen Döner reindürfen – und welche eben nicht
Es geht um die... äh... das Fleisch
Der Udofed geht es nicht um die komplette Dönertasche, also nicht um Krautsalat, Zwiebeln, Tomaten, Peperoni, Joghurt- oder Cocktailsoße. Alles wurscht. Es geht um den Hauptbestandteil, also um das Fleisch, um den Dönerspieß an sich.
"Ganz wichtig: Es geht da nicht um die komplette Dönertasche als Gesamtkunstwerk."
Die Doner Federation möchte unter anderem festlegen:
- wie das Fleisch gewürzt und mariniert werden darf
- wie dick die Fleischscheiben auf dem Spieß sein dürfen
- wie das Fleisch vom Spieß abgeschnitten wird – nämlich von oben nach unten in zwei bis fünf Milimeter dicken Streifen mit einem ca. 55 Zentimeter langen Dönermesser
Es geht also um traditionelle Rezeptur und traditionelle Zubereitung – zumindest, was das Verständnis dieses Unternehmerverbandes betrifft.
Deutschland: Bis zu 60 Prozent Hackfleisch sind erlaubt
Verschiedene Fleischsorten – also Kalb, Lamm oder Hähnchen – sollen übrigens weiterhin erlaubt bleiben. Viele stehen übrigens auf eine Fleisch-Melange aus zum Beispiel Hähnchen und Kalb im Fladenbrot, hat Deutschlandfunk-Nova-Reporter Dominik Peters bei Umfragen rausgefunden.
"Bislang sind in Deutschland bei Kalb- und Lammfleischdönern bis zu 60 Prozent Hackfleischanteil erlaubt. Das würde nach dem Antrag der türkischen Dönererzeuger nicht als Döner gelten."
Was sie dagegen nicht so mögen, ist hackfleischmäßiges Dönerfleisch. Das ist aber bisher in Deutschland – mit einem Anteil von maximal 60 Prozent – bei Kalb- und Lammfleischdönern erlaubt (alles darüber muss "Hackfleisch-Drehspieß" heißen). Wenn sich die EU der Doner Federation anschließt, würde das zukünftig allerdings nicht mehr als Döner gelten.
Die deutsche Döner-Definition
Wenn der Dönerspieß künftig streng reglementiert würde, wäre das manchen Befragten wurscht – für sie kann alles so bleiben, wie es ist, und sie finden Unterschiede in Ordnung. Andere sagen, sie fänden gleiche Standards schon cool.
Bei der ganzen Debatte geht es nicht um Qualitätsstandards, sondern nur um die Frage, wie man Döner in Deutschland definiert, sagt der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). Er hat sich klar gegen den Antrag gestellt. In Deutschland hätten wir bereits klare Vorgaben in Sachen Dönerfleisch, heißt es in einem Statement. Und diese Vorgaben seien "gelernt, akzeptiert und beliebt".
Durch die strengeren Regeln befürchtet der Dehoga sogar mehr Unklarheiten und Intransparenz, weil die Hersteller dann wahrscheinlich neue Bezeichnungen für Döner-Gerichte einführen müssten – und dadurch am Ende nur Chaos entstehen würde.
Die EU-Kommission hat jetzt drei Wochen Zeit, um eine Entscheidung zu treffen.