Lesepartys in New YorkGemeinsam lesen statt tanzen
Mehr Lesen, das machen sich viele zum Vorsatz. Aber das umzusetzen, ist nicht immer einfach. In New York City treffen sich Menschen zu Lesepartys. Manchen hilft es konzentriert zu lesen und es gibt ihnen die Möglichkeit, sich mit anderen über Bücher auszutauschen.
Die Idee, die hinter "Reading Rhythms" steckt, ist eigentlich ziemlich simpel: Es gibt eine Spotify Playlist mit Instrumentalmusik, die abgespielt wird, während Menschen sich in einer gemütlichen Location zusammenfinden, um gemeinsam zu lesen.
Die vier Freunde Ben Bradbury, Charlotte Jackson, John Lifrieri und Tom Worcester stecken hinter diesem Konzept, das entstanden ist, als sie mit Erschrecken festgestellt haben, dass ihr Bücherkonsum über die vergangenen Jahre auf ein Minimum geschrumpft war.
Im Juni 2023 fand das erste Reading-Rhytms-Event im angesagten Stadtteil Williamsburg statt. Eine Handvoll Leute traf sich auf einem Hausdach, um bei entspannter Musik einen gemeinsamen Leseabend zu verbringen. Bei einigen Teilnehmer*innen hinterließ diese Erfahrung ein magisches Gefühl, erinnert sich Charlotte, die den Abend mitorganisiert hatte.
"People felt very magical just leaving that evening and so we kind of felt like, wow, that was really cool.“
Inzwischen hat es sich herumgesprochen, dass es diese Partys gibt. In manchen Wochen finden sie viermal statt; nicht nur in Willamsburg, sondern auch in Manhattan. Die Partys sind so beliebt, dass die Organisatoren nun 20 Dollar Eintritt verlangen und die Events Wochen vorher ausverkauft sind.
"At the first one, I wondered if I would be able to focus with other people around me. And I was blown away that actually my reading feels better and deeper in community sometimes than it does alone."
Die Mit-Gründerin Charlotte Jackson sagt, dass sie anfangs nicht sicher gewesen sei, ob bei so einem Event die anderen Menschen sie nicht ablenken würden. Aber das Gegenteil sei der Fall, sagt sie. Denn durch die Anwesenheit von anderen, gerate sie nicht so schnell in Versuchung, alle zehn Minuten nach ihrem Smartphone zu greifen. Das Lesen sei oft intensiver, als wenn sie allein sei, sagt sie.
Halbstündige Leseblocks mit Gesprächspausen
Die Lesepartys folgen einer gewissen Stuktur. Es gibt zwei halbstündige Leseblocks, in denen die Teilnehmenden ihr mitgebrachtes Buch lesen, egal, ob schwarz auf weiß auf Papier, auf dem Tablet oder Smartphone. Nach einer halben Stunde gibt es eine Pause. Das bietet die Möglichkeit, sich mit anderen über das Gelesene auszutauschen. Deutschlandfunk-Nova-Reporter Thomas Reintjes hat dabei besonders gut gefallen, dass man sich über die Bücher unterhält und nicht den klassischen Smalltak führt.
"Die Bücher, die wir alle in unseren Händen halten, sorgen dafür, dass die Gespräche tiefer gehen als das sonst unter Fremden der Fall wäre. Und was besonders schön ist: Wir sparen uns den üblichen Smalltalk."
Die Organisatoren Charlotte, Bradley, Tom und John schaffen es inzwischen nicht mehr selbst, bei allen Partys dabei zu sein. Aber es gibt immer Hosts, die durch den Abend führen und das Konzept erklären.
Im nächsten Schritt wollen die Macher von Reading Rhytms ihre Veranstaltungen auch in anderen US-amerikanischen Städten anbieten. Wenn das klappt, wollen sie versuchen, ihr Partys auch in anderen Ländern zu etablieren.