RaumfahrtLiegen für die Wissenschaft
Eigentlich ist das leicht verdientes Geld: einfach nur im Bett liegen. Für zwölf Wochen. Ohne Unterbrechung. Damit will das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln erforschen, wie Schwerelosigkeit sich auf den menschlichen Körper auswirkt.
Sie sind zwischen 20 und 45 Jahren alt und vor allem kerngesund. Trotzdem werden die Männer zwölf Wochen lang ins Bett gesteckt und liegen dort rum - das ist so ziemlich alles, was sie in diesen drei Monaten tun werden. Das Bett ist dabei um sechs Grad nach unten geneigt, damit sich die Körperflüssigkeiten in den Oberkörper verschieben. "Die Probanden haben aber natürlich auch Freizeit und dürfen dann machen, was sie wollen", sagt der Versuchsleiter Ulrich Limper vom DLR, "also alles, was man vom Bett aus machen kann."
Lesen, am Computer hängen, Hüpfsprünge im Liegen
Die zwölf Männer liegen in Einzelzimmern, und auch wenn es einen großen Aufenthaltsbereich gibt, könnten die drei Versuchsmonate ein wenig langweilig werden. Immerhin dürfen die Probanden lesen, ihr Smartphone dabei haben, im Netz surfen und die Hälfte von ihnen muss auch an weiteren Experimenten teilnehmen und Trainingseinheiten mitmachen. "Sie machen Hüpfsprünge, aber aus meiner liegenden Position heraus", sagt Ulrich Limper. Dafür wurden extra spezielle Trainingsvorrichtungen entwickelt.
"Unser Experiment ist nicht nur eine Simulation der Schwerelosigkeit, ein Raumflug ist auch immer eine Isolation. Dieser Isolationsfaktor spielt auch bei uns eine Rolle."
In den Wochen der Untersuchung wird die Knochendichte der Beine und Hüften der Wissenschaftsschläfer um zwei bis vier Prozent abnehmen, am meisten wird der Wadenmuskel unter der Nicht-Belastung leiden. Außerdem untersuchen die Wissenschaftler die Veränderungen des Herz-Kreislauf-Systems, des Gleichgewichtssinns, der Augen und so weiter. Insgesamt wird es rund 90 Experimente geben. Die Probanden stehen also unter Dauerbeobachtung und können sich auf regelmäßige Tests einstellen.
15.000 Euro für drei Monate Wissenschaft
An Freiwilligen für das Projekt hat es übrigens nicht gemangelt: 1000 Bewerber haben sich beim Luft- und Raumfahrtzentrum gemeldet. Durch intensive medizinische und psychologische Untersuchungen haben sich die Wissenschaftlicher schließlich für ihre Testpersonen entschieden. Für eine zweite Studienphase werden für Anfang nächsten Jahres weitere Kandidaten gesucht. Einen kleinen Anreiz gibt es auch, neben der wissenschaftlichen Erfahrung: 15.000 Euro pro Teilnehmer.