Roma-AktivistGianni Jovanovic: "Das Z-Wort macht Menschen zu Untermenschen"
Eine Talkshow, vier weiße Prominente und ein Konsens: Die Debatte um die Abschaffung des Z-Wortes sei überflüssig. Vertreterinnen der Sinti und Roma wurden nicht eingeladen - also Menschen, die dieses Wort sehr verletzt. Inzwischen haben sich der WDR und die Gäste für die Sendung entschuldigt. Doch Roma-Aktivist Gianni Jovanovic meint, eine einfache Entschuldigung reiche nicht - jeder müsse sein eigenes System hinterfragen.
Z-Soße, Z-Schnitzel – das dürfe man doch noch sagen, meinten die Gäste der WDR-Talkshow "Die letzte Instanz". Doch hinter dem Wort steckt nicht einfach eine Beschreibung für ein leckeres Gericht – es wurde jahrhundertelang systematisch verwendet, um eine bestimmte Gruppierung abzuwerten, entgegnen Kritiker. Roma-Aktivist Gianni Jovanovic sagt, hier gehe es darum, "sich zu fragen, wie tief eigentlich rassistische Strukturen in uns leben".
Wort steht für viel Leid und Elend
Denn Gianni Javonovic betont: Das umstrittene Wort steht für sehr viel Leid, Gewalt und Elend. Nicht zuletzt ist es eine Erinnerung an den Porajmos - den Genozid an den europäischen Roma in der Zeit des Nationalsozialismus.
Der Buchstabe "Z" wurde den Sinti und Roma in den Konzentrationslagern der Nazis auf die Haut tätowiert - zusammen mit einer Nummer. Auch Menschen aus Giannis Familie ist das passiert, erzählt er. Darum dürfe das Z-Wort "in unserer reichen, deutschen Sprache keine Verwendung mehr finden".
"Das Wort ist eine Fremdbezeichnung - es wurde kreiert, um Menschen als Untermenschen zu bezeichnen."
Ob das Wort gebraucht werden darf, sollten nicht diejenigen entscheiden, die es verwenden, sondern diejenigen, die es betrifft, findet Gianni Jovanovic. Denn: Roma haben sich selbst nie so bezeichnet. Das Wort wurde von anderen kreiert - um Sinti und Roma zu degradieren.
Giannis Aktivismus hat einen Grund
Gianni ist Aktivist, um gegen diese Diskriminierung vorzugehen. Er selbst aber auch seine Familie und Freunde sind immer wieder von Rassismus betroffen - und dieser stecke eben auch hinter Bezeichnungen wie dem umstrittenen Wort.
"Es gibt keinen ultimativen Hinweis, mit Rassismus umzugehen. Aber es geht immer wieder um respektvolle Begegnungen."
Der WDR hat sich inzwischen für den Verlauf der Sendung entschuldigt: "Das hätten wir anders und besser machen können und müssen", sagte WDR-Unterhaltungschefin Karin Kuhn. Auch Schauspielerin Janine Kunze, die in der Sendung zu Gast war und für ihre Aussagen kritisiert wurde, entschuldigte sich über Instagram: Sie hätte "aufgeklärter" sein sollen "wenn es um unser vorurteilsbehaftetes Sprachsystem geht, für
dessen Mitgestaltung wir alle verantwortlich sind", schrieb sie.
Einen einfachen Rat für uns alle hat Gianni nicht. Er findet aber, es sei wichtig, immer wieder Begegnungen zu schaffen, so dass Verbindungen entstehen. Die weiße Mehrheitsgesellschaft müsse aufwachen und zuhören. Dann sei es möglich, dass alle die selben Chancen hätten - ob auf dem Wohnungs- oder dem Arbeitsmarkt.
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