Rassismus in der MedizinWenn Menschen nicht gleich behandelt werden
Rassismus gibt es auch in Krankenhäusern und Arztpraxen. Für die Politikerin Mirrianne Mahn ist das ein strukturelles Problem.
Wer in eine Praxis oder ins Krankenhaus kommt, hofft auf medizinische Hilfe. Manche Menschen erfahren in dieser Situation jedoch Rassismus. Mirrianne Mahn hat das während eines mehrtägigen Krankenhausaufenthalts im Jahr 2021 erlebt. Der Arzt habe sich ihr gegenüber rassistisch geäußert und sie ignoriert. Heute sagt sie: "Das hat mich sehr verletzt."
Die Kommunalpolitikerin (Bündnis 90/Die Grünen) hat ihre Geschichte bei Instagram geteilt und daraufhin rund 800 Nachrichten von Menschen bekommen, denen Ähnliches passiert ist.
Mirrianne Mahn weist auf den Afrozensus von 2020 hin. Darin sind die Diskriminierungserfahrungen von Menschen mit afrikanischer Migrationsgeschichte in Deutschland dokumentiert. 14,7 Prozent der Befragten haben angegeben, den Bereich Gesundheit und Pflege aus Angst vor Diskriminierung gemieden zu haben.
Arztbesuche in Begleitung
Um sich vor Diskriminierung zu schützen, nehmen manche People of Coulour eine Begleitperson zum Arzttermin mit, die keine äußerlich sichtbare Migrationsgeschichte hat, berichtet Mirrianne Mahn.
Manche kleideten sich möglichst korrekt, wenn sie zum Arzt gehen. Grundsätzlich gebe es aber eine Hemmschwelle, weil niemand diskriminiert werden möchte. Sie sagt: "Das muss verändert werden." Medizin und Pflege sei auf eine Norm zugeschnitten, die es nicht gibt. Diskriminierung betreffe in diesem Bereich zum Beispiel auch Frauen und Angehörige der LBGTQ-Community.
"Wenn ich weiß, dass ich mich in Räume begebe, in denen es sehr wahrscheinlich ist, dass ich diskriminiert werde, versuche ich das zu vermeiden."
Caro ist ausgebildete Pflegerin und studiert Pflegepädagogik. Sie hat nicht nur erlebt, wie Patientinnen und Patienten mit Migrationsgeschichte buchstäblich "schlecht behandelt" werden. Sie kriegt als Person of Coulour im Gesundheitssystem auch immer wieder zu spüren, dass sie selbst nicht als vollwertig betrachtet wird. Vorgesetzte und Patientinnen zweifelten immer wieder ihre Kompetenzen an. "Ich hatte immer dieses Denken: Du musst mehr leisten", sagt sie.
Caro wird nach ihrem Master selber Pflegekräfte ausbilden. Dann will sie für Rassismus sensibilisieren und dafür sorgen, dass Patientinnen und Patienten für voll genommen werden – auch wenn sie auf irgendeine Art "anders" sind – dass ihnen zugehört wird und dass sie schlicht die Behandlung bekommen, die sie brauchen.