Rassismus im FilmWie Synchronisation abseits von Klischees funktioniert
Damit in deutschen Synchronisationen die rassistischen Klischees des Originalfilms nicht übernommen werden, braucht es vor allem diverse Teams, die sich mit den verschiedenen Kulturen auseinandergesetzt haben.
Seit Juni gibt es in der englischsprachigen Version der Simpsons keine nicht-weißen Charaktere mehr, die von weißen Sprecherinnen oder Sprechern synchronisiert werden. Auslöser war die Kritik an der klischeemäßigen Darstellung des Dialekts der Figuren Dr. Hibbert und des Kioskbesitzers Apu, die im Zusammenhang mit der Rassismus-Debatte in den USA ausgelöst wurde.
Solche Darstellungen gibt es allerdings nicht nur bei den Simpsons, sondern in der gesamten Filmbranche und sie werden auch in der deutschen Version übernommen. Um das in Zukunft zu verhindern, braucht es mehr Diversität in den deutschen Synchronisationsteams und Menschen, die sich mit schwarzer Kultur auskennen, sagt die Synchronschauspielerin Maximiliane Häcke.
Der markante Singsang von Eddie Murphy
Da wäre das Beispiel von Eddie Murphy, dessen markanten Singsang der deutschen Synchronstimme viele von uns im Ohr haben. Lange Zeit wurde Eddie Murphy von Randolf Kronberg synchronisiert. Nachdem dieser 2007 verstarb, änderte sich zwar der Stimmklang, der Singsang blieb aber.
Das liegt daran, dass Eddie Murphy vor allem in den 80er und 90er-Jahren oft nur als lustiger Spaßmacher auftreten durfte und genau daran hat sich auch die deutsche Synchronisation orientiert. Das ist häufig so, sagt die Synchronschauspielerin Maximiliane Häcke. Rollen, die im Original bereits Stereotype bedienen, werden auch in der Synchronisation dementsprechend gesprochen.
"Es ist ja klar: Wenn stereotype Rollen stereotyp interpretiert und schon gespielt werden im Original, dann übernimmt man das natürlich auf Deutsch und reproduziert das."
Maximiliane Häcke ist unter anderem die deutsche Stimme der schwarzen Schauspielerin Letitia Wright als Shuri in "Black Panther" oder "Avengers".
Positivbeispiel "Black Panther"
Bei der Synchronisation von "Black Panther" wurde beispielsweise sehr darauf geachtet, genau diese klischeehafte Darstellung zu vermeiden, erzählt Maximiliane Häcke. Die vielen fiktiven Dialekte im Original wollte man im Deutschen nicht übernehmen, das sei zu heikel gewesen.
"In Black Panther sprechen die son bisschen nen fiktiven Dialekt im Original. Aber auch alle unterschiedlich. Und dann hat man auch relativ bald entschieden: Nee, das ist viel zu heikel, das machen wir nicht auf deutsch."
Der Film "Black Panther" ist allgemein ein sehr positives Beispiel für die Darstellung schwarzer Charaktere im Film. Das liegt schon alleine daran, dass viele nicht-weiße Personen mit wichtigen Rollen besetzt wurden. In der Regel werden bis heute noch schwarze Männer in Hollywood-Filmen als angsteinflößend oder als bester Freund des weißen Helden dargestellt, wie eine Analyse der Deutschen Welle von 2019 zeigt.
Diverse Teams sind gefragt
Auch, wenn ein Original stark so eine Richtung vorgibt, findet es Maximiliane Häcke wichtig, dass man bei der Synchronisation und der Übersetzung des Materials in einem möglichst diversen Team zusammenarbeitet. Denn es ist nicht überraschend, dass Fehler passieren, wenn sich im Team beispielsweise niemand mit schwarzer Kultur auskennt, sagt sie.
"Man muss sich natürlich Leute dazu holen, die befragen oder am besten im Team haben, die sich mit der Materie auskennen."
Um diese "Farbenblindheit" zu vermeiden, muss sich ein Team eben in die schwarze Kultur einarbeiten, wenn es eine Serie synchronisiert, die von schwarzer Kultur beeinflusst ist.
Der Einfluss einer guten Synchronisation
Das heißt allerdings nicht, dass schwarze Schauspielerinnen und Schauspieler ausnahmslos von schwarzen Menschen synchronisiert werden müssen, denn die Hautfarbe an sich bestimmt nicht wie eine Stimme klingt, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anke van de Weyer.
Es geht vielmehr darum zu fragen, aus welcher Kultur und aus welchem Land der Charakter kommt und wie er sozialisiert ist. Wenn sich ein Team diese Fragen gestellt hat und gut mit dem Stoff des Originals auseinandergesetzt hat, dann kann eine gute Synchronisation die rassistischen Stereotype, die im Original transportiert werden, im besten Fall sogar noch beeinflussen.