RechtsextremeWillkommen im Nazi-Dorf
Kameradschaftstreffen, Rechtsrock-Konzerte, NPD-Schulungen, völkische Brauchtumspflege. Manche Orte sind fest in der Hand der Rechtsextremen. Jamel in Mecklenburg-Vorpommern ist einer dieser Orte. Hier arbeiten Neonazis an ihrer Strategie der nationalen Dörfer.
In Jamel leben nur 35 Menschen. Es gibt hier zehn Häuser, sieben davon werden von Rechtsextremen bewohnt. Auf eine Wand hat jemand durchaus mühevoll das Motto geschrieben: "Dorfgemeinschaft Jamel: frei, sozial, national". Es gibt Runen hier, einen Grill in Form eines KZ-Verbrennungsofens dort. Und dann steht da noch der Wegweiser, darunter für Adolf Hitlers Geburtsstadt Braunau.
"Braune Graswurzelarbeit in Reinkultur"
Ganz gezielt werden hier Neonazis angesiedelt: Wird ein Haus frei, ziehen Gesinnungsgenossen nach. Kein Einzelfall. "Auch im Wendland gibt es ein kleines Dorf, in dem ganz gezielt zwei Nazi-Pärchen zugezogen sind", sagt Birgit Lohmeyer, die als Künstlerin in Jamel lebt. "Da war anscheinend niemand vorbereitet, obwohl die Strategie der Nazis und der NPD seit Jahren bekannt ist." Das sei braune Graswurzelarbeit in Reinkultur.
"Genau darum geht es: Gesellschaftliche Orte, seien es Dörfer, Vereine oder andere Institutionen, zu besiedeln, zu besetzen, zu unterwandern."
Diese Strategie der nationalen Dörfer ist politisch gewollt. Der NPD-Fraktionschef im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, Udo Pastörs, hatte sie schon vor 15 Jahren ausgerufen und es im mecklenburgischen Lübtheen selbst vorgelebt: Hier sammeln sich überdurchschnittlich viele Neonazis. Sie kauften außerdem ein altes Hotel und nutzen es als Treffpunkt.
Ordnung schaffen, einschüchtern, verängstigen
Auch im Städtchen Güstrow zeigen Rechtsextreme Präsenz. Zu Jahresbeginn marschierte sogar eine selbst ernannte Bürgerwehr durch die Stadt. Um "Ordnung zu schaffen" und Einwohner einzuschüchtern und zu verängstigen. Selbst unauffällige Bürger sollen sich schon von der Blut-und-Boden-Ideologie angesprochen fühlen.
"In Jamel sind angeblich die Rechten. Eigentlich stört mich das auch nicht. Bei mir sind sie alle höflich und nett. Also ich habe keinen Ärger."
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- Im Dorf der Intoleranz | Artikel bei NRD.de