Rapper und Produzent Maeckes"Die Wahnsinnigen haben gerade gute Zeiten"
Maeckes hat ein Problem mit Zufriedenheit. Das störe den kreativen Prozess, sagt der Rapper und Musiker. Er liebt es, bei Auftritten zu improvisieren und etwas "Uneindeutiges" rein zu bringen – das erhöhe die Aufmerksamkeit beim Publikum. Seine Musik behandelt oft tagesaktuelle Geschehnisse. Sorge bereite ihm, dass viele Menschen gerade nach einfachen Antworten suchten.
"Ich komme vom Wort.", sagt er. Mit Freestyle-Rap und Battles ging es bei Maeckes los. Heute ist er Mitglied von den Orsons und macht Musik mit Plan B. Er habe sich jahrelang nicht als Musiker verstanden, so wichtig waren Wörter und Lyrics für ihn, die Musik war nur das Vehikel.
"Mit 14, 15 habe ich amerikanischen Rap gehört und fand Battlen sehr interessant."
Und er sucht nach neuen Formen, verlässt die Komfortzone, wie er sagt. Seit einiger Zeit veröffentlicht Maeckes kurze Exklusives, wie er es nennt. Kleine Stücke, ohne Refrain mit seinem Text und seiner Musik und filmt sich meistens dabei. Diese Snippets können dann durchaus tagesaktuelle Themen berühren. Maeckes sagt: "Alle paar Wochen kommt so ein Ding raus."
Konstruktivität als Problem
Angefangen hat das mit den Exklusives durch eine Medienanfrage. Seine Reaktion: "Wow, ich habe das seit Jahren nicht gemacht. Irgendwie habe ich Bock, habe mich gedrückt und habe es dann doch gemacht. Da war gerade das Black-Lives-Matter-Thema sehr sehr groß in den Medien."
"Ich habe noch keine Pauschallösung gefunden, in Musik konstruktiv zu sein, ohne dass es wie christliche Musik klingt."
Grundsätzlich sei es aber schwierig, Tagesaktualität wirklich in Songs zu gießen. Sie taucht dann trotzdem bei ihm auf, wenn es um Künstlerinnen und Künstler während der Pandemie oder Info-Bubbles geht. Sein jüngster politischer Track heißt "1234".
Gegen Rechtsradikalität zu texten, gehört für Maeckes nicht zu seiner persönlichen Agenda, das gehöre zum Menschenverstand. Umgekehrt ist er überzeugt, dass niemand als Rassist auf die Welt kommt.
Vertrauen auf Gerechtigkeit
Es mache ihm Sorgen, dass viele Menschen gerade nach einfachen Antworten suchen. Zugleich vertrauten viele nicht mehr den einfachen und antrainierten Antworten aus dem Establishement. Im Ergebnis, sagt Maeckes, haben die Wahnsinnigen gerade gute Zeiten. Seine Antwort: "Ich vertraue auf eine tiefere Gerechtigkeit in einer ungerechten Welt. Das ist nicht kaputtzukriegen." Auch beim Musikmachen sucht er nach Veränderung.
"Ich bin kein Fan von Zufriedenheit in kreativen Prozessen."
Vor einiger Zeit hat er mal den Wohnort gewechselt und hat in Wien angefangen, Gitarrenkonzerte zu geben. Traurige und schlimme Lieder, schlecht gespielt, wie er sagt. Damit hat er versucht, seine Auftritte und seine Musik zu reduzieren. Wenn eine gewisse Uneindeutigkeit und Improvisiertheit im Spiel ist, mache das etwas mit dem Publikum, erhöhe die Aufmerksamkeit. Heute versucht er einmal im Jahr eine Gitarrentour zu spielen.
"Ich möchte im Publikum ein gewisses Maß an Unsicherheit. Ich glaube, dass so Aufmerksamkeit entsteht."