Rapper Horst Wegener"Wer Rassismus verstanden hat, versteht Sexismus"
Der Rapper Horst Wegener kennt von klein auf das Gefühl der Andersartigkeit. Als 23-Jähriger setzt er sich politisch und in seiner Musik mit Diskriminierung in den unterschiedlichen Formen auseinander.
Er hat sich bewusst keinen Künstlernamen zugelegt, der Rapper Horst Wegener, sondern rappt offensiv mit diesem Vornamen. Aber nicht, weil der Name Horst in Deutschland auf der Beliebtheitsskala nicht so weit oben ist, sondern weil heutzutage Deutsche immer noch nicht glauben können, dass Schwarze einen ganz banalen deutschen Namen tragen.
"Mein Name ist Horst" ist deshalb nicht nur einfach ein Song von Horst Wegener, sondern er thematisiert damit auch den latenten und offenen Rassismus in unserer Gesellschaft.
"Ich habe den Song mit der naiven Bitte an die Gesellschaft gemacht, dass sie in den nächsten 10 oder 20 Jahren gelernt hat, dass Menschen mit Migrationshintergrund so aussehen, wie sie aussehen und einen deutschen Namen tragen können, ohne dass sie ständig im Alltag hinterfragt werden."
Menschen, die sich mit diesem Song und seiner Musik auseinandersetzen würden, seien inzwischen sensibler gegenüber Alltagsrassismus geworden, meint der Rapper. "Ich werde nicht mehr so oft gefragt, ob ich wirklich Horst heiße."
Tatsächlich heißt Horst Wegener nach seinem Opa. Das ist auch eher die Generation, in der der Name Horst üblich war. Für den Musiker selbst war der Name auch nicht einfach: "Ich habe lange gelitten, bis ich angefangen habe, ihn zu akzeptieren", sagt der 23-Jährige.
Später habe er auch gelernt, den Namen zu nutzen, denn schwarze Menschen mit dem Namen Horst sind eher selten. Damit bleibe er mit seiner Message eher im Kopf, als wenn er einem Klischee entspreche.
"Ich bin in einem weißen Umfeld groß geworden, das gab mir oft das Gefühl der Andersartigkeit."
Weil er als schwarzes Kind in einem weißen Umfeld aufgewachsen ist, hatte er oft das Gefühl der Andersartigkeit, sagt Horst Wegener. Mit diesem Gefühl sei er aufgewachsen, habe sich dann aber je älter er wurde, seine eigene Welt gebaut. Heute denkt er über seine Kindheit nach, wie er diese Andersartigkeit erlebt hat, und wie ihn dieses Gefühl zu dem Menschen gemacht hat, der er heute ist.
Aufgewachsen in einem weißen Umfeld
Zur Welt gekommen ist Horst Wegener in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito. Als er ungefähr zwei Jahren alt war, sind seine Eltern, sein Vater ist Deutscher, nach Deutschland gezogen. In Wuppertal in Nordrhein-Westfalen ist er aufgewachsen und lebt dort heute noch gerne. Hier hat er schon als 18-Jähriger an der Oper Veranstaltungen kuratiert und mit seinem Solo-Projekt erfolgreich Konzertlocations gefüllt.
Horst Wegener schätzt an Wuppertal, dass die Stadt mit rund 350.000 Einwohner als Metropole im Bergischen Land kulturell einiges zu bieten hat: Tanztheater, Sinfonieorchester, Opernhaus und auch Subkultur. Aktuell kuratiert er wieder Veranstaltungen für die Oper Wuppertal im Rahmen des Festivals "Sound of the City".
Zur Musik ist Horst Wegener mit fünf Jahren gekommen, als er Klavierunterricht bekommen hat. Zwischendrin hatte er eine Phase, in der er sich nicht so stark für Musik interessiert hat. Aber mit 15 Jahren sei es aus ihm selbst herausgekommen und er hat wieder angefangen, Musik zu machen.
"Rapper wird man, wenn man sich früh genug eingesteht, nicht richtig singen zu können."
Am Rappen findet Horst Wegener gut, dass er mehr Wörter zur Verfügung hat als beim klassischen Gesang. Gerade wenn er eher politische Songs mache, könne er im Rap seine Haltung oder seine Gedanken besser ausdrücken.
"Wenn du politisch sein willst, hast du im Rap mehr Platz, deine Position zu platzieren."
Er selbst habe sich inzwischen eine privilegierte Position innerhalb der Gesellschaft erarbeitet, aber er wolle nicht damit aufhören, für diejenigen zu sprechen, die dieses Privileg nicht haben und bei Wohnungs- oder Jobsuche diskriminiert werden.
"Durch die Reflektion habe ich gemerkt, an wie vielen Stellen ich selber diskriminierend gehandelt habe. Das ist eine krasse Erkenntnis, dass Menschen, die in einer Opferrolle sind, in manchen Bereichen auch Täter sind."
Gerade die Reflektion über seine Kindheit, sein Erwachsenwerden, das Gefühl der Andersartigkeit und seine zunehmend politischere Haltung haben ihm vor Augen geführt, dass er selbst nicht frei davon war, sich diskriminierend zu verhalten. Das sei eine tiefgreifende Erkenntnis gewesen, dass Menschen, die in einer Opferrolle sind, auch selbst zu Tätern werden. Solange er sich selbst davon nicht freisprechen könne und seinen moralischen Kompass nicht zu 100 Prozent ausgelotet habe, wolle er auch nicht als Vorbild gelten.
Im Gespräch mit Sebastian Sonntag erzählt Horst Wegener, wie er in Wuppertal eine Filmproduktionsfirma aufgebaut hat, mit der er Musikvideos für bekannte Künstler produziert, wie er sich mit Diskriminierungsstrukturen auseinandersetzt und welche Projekte er für die Zukunft plant. Einfach oben auf den Playbutton klicken, dann hört ihr das ganze Gespräch.