Radioaktives GasRadon: Unsichtbar, aber hochgefährlich
Gerade verbringen wir viel Zeit zuhause. Deshalb lohnt es sich jetzt besonders, die Umgebung der Wohnung zu überprüfen. Eine Gefahrenquelle: Das radioaktive Gas Radon, das vor allem in Keller- und Erdgeschosswohnungen vorkommen kann.
Das Fiese ist: Radon kann man nicht sehen, nicht schmecken, nicht riechen. Dabei ist das radioaktive Gas bei zu hoher Konzentration sehr gefährlich. Studien haben beispielsweise gezeigt, dass etwa fünf Prozent der Lungenkrebs-Toten in Deutschland auf eine zu hohe Radonbelastung zurückgeführt werden können.
Radon entsteht, wenn Uran zerfällt. Da Uran grundsätzlich überall im Boden vorkommt, ist auch überall das Erdgas Radon zu finden. Deshalb sind vor allem Keller- und Erdgeschosswohnungen von dem Gas betroffen. Über undichte Stellen im Fundament oder über Leitungen, die ins Haus führen, kann Radon in die Wohnräume gelangen. Wer also zusätzlich in Gebieten mit einer hohen Radonbelastung lebt, sollte sein Zuhause professionell testen lassen.
Keller- und Erdgeschosswohnung prüfen
So wie zum Beispiel Thomas Haumann. Er ist Bau-Biologe und Radon-Fachmann. Und er ist persönlich betroffen, denn seine Kellerluft ist mit Radon belastet. An einem alten rostigen Abfluss am Boden misst er einen Wert von 6.000 Becquerel pro Kubikmeter – "ein deutlich auffälliger Wert", sagt er. In der Raumluft selbst liegt der Mittelwert noch bei 300 Becquerel, was immer noch über dem Referenzwert für Radon liegt, den das deutsche Strahlenschutzgesetz vorgibt.
Bernd Hoffmann, der das Fachgebiet Radon beim Bundesamt für Strahlenschutz in Berlin leitet, rät dazu, dass gerade jetzt, wo viele Menschen im Home-Office sind, die Radonkonzentration noch besser kontrolliert werden sollte. Wer ab und zu mal in den Keller gehe, brauche sich keine Sorgen zu machen, wer dort aber arbeitet oder eben viel Zeit verbringt, sollte aufpassten, sagt Bernd Hoffmann.
"Gerade jetzt beim Trend zum Homeoffice, sollte man schauen, wie sieht die Radonkonzentration aus."
Erdgeschosswohnungen haben zwar nicht die gleiche Belastung wie Kellerwohnungen, doch es sollten vor allem jene Menschen vorsichtig sein, die in einem Radon-Risikogebiet leben.
Das Mittelgebirge, Erzgebirge, der Bayerische Wald, der Harz und der Schwarzwald haben ein hohes Uranvorkommen und damit auch viel Radon. In einem Landkreis in Bayern sind die Bürgerinnen und Bürger sogar dazu verpflichtet, ihre Gebäude auf eine Radonbelastung zu überprüfen. Aber auch in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfahlen kann je nach Region relativ viel Radon im Boden vorkommen. Eine Karte des Bundesamtes für Strahlenschutz zeigt die Radonbelastung für ganz Deutschland.
Test mit Kernspur-Detektoren
Wie viel davon in der eigenen Wohnung steckt, kann nur eine professionelle Messung vor Ort zeigen. Die einfachste Methode hierfür ist laut Bernd Hoffmann die sogenannte passive Messung mit Kernspur-Detektoren. Das sind kleine Dosen, die man von entsprechenden Anbietern zugeschickt bekommt und dann in den verschiedenen Räumen drei bis zwölf Monate stehen lässt.
Die Dosen werden dann an spezielle Labore geschickt, die die Detektoren auswerten und eine erste Einschätzung über die Belastung abgeben können. Pro Raum kostet der Test 30 Euro.
Lüften und Abdichten
Und was, wenn wirklich zu viel Radon in der Luft ist? Dann hilft als allererstes regelmäßiges Lüften, denn frische Luft kann die Radonkonzentration verringern – diese Erfahrung hat auch Radon-Fachmann Thomas Haumann bei sich Zuhause gemacht.
Wenn Lüften auf Dauer aber nicht ausreichen sollte, kann spezielles Fachpersonal helfen, indem es beispielsweise bei Rohr- oder Stromleitungen Abdichtungen durchführt, damit dort kein Radon mehr ins Innere dringen kann.
"Man kann Abdichtungen durchführen, insbesondere bei Rohrleitungen oder Stromleitungen, die in das Haus reingeführt wird, das sind oftmals Punkte, an denen auch Radon eindringen kann in ein Gebäude."
Auch eine spezielle Lüftungsanlage, die die radonhaltige Luft bereits unter dem Haus absaugt und nach draußen transportiert, ist eine Möglichkeit.