Queere IdentitätAlex bricht mit seinem Vater, um er selbst sein zu können
Alex wächst in einem kleinen Ort bei Düsseldorf auf und fühlt sich fehl am Platz. Sein Vater akzeptiert weder seinen Klamottenstil noch seine Freunde. Er will, dass sein Sohn "normale" Leute trifft, draußen Fußball spielt. Aber Alex lackiert sich lieber die Fingernägel, kleidet sich extravagant und datet Männer.
"Alle tragen schwarz, die reden alle Englisch, obwohl sie auch Deutsch können, sitzen in irgendwelchen kleinen Cafés rum und trinken Chai-Tea und sind ganz artsy und gebildet. Alles, was ich sein möchte."
Alex will als Escort arbeiten
Eines Tages nimmt sein Vater ihm das Handy weg, damit er keinen Kontakt mehr zu seinen Freunden haben kann und Alex denkt sich: "Jetzt erst recht". Er meldet sich bei einer Datingplattform an, gibt an, dass er 18 ist, verabredet sich zum Sex und bekommt Geld dafür.
Obwohl das verboten ist: In Deutschland ist es zwar erlaubt, dass Jugendliche ab 14 Sex haben. Und ab 16 auch mit Personen über 21. Aber wenn Erwachsene Minderjährigen Geld bezahlen für sexuelle Handlungen, dann machen die Erwachsenen sich laut Strafgesetzbuch damit strafbar.
Alex hinterfragt das aber nicht, stattdessen freut er sich über das verdiente Geld. Er kauft Klamotten, fühlt sich unabhängig von seinem Vater.
"Ich komm mir am Anfang sehr erwachsen vor."
Doch mit der Zeit geht es ihm schlechter.
"Desto mehr Kunden ich treffe, desto mehr merke ich, dass ich damit nicht mehr so gut umgehen kann."
Alex Eltern sind keine Unterstützung für ihn, dafür bemerkt seine Englischlehrerin, dass etwas nicht stimmt und vermittelt den Kontakt zu einer Therapeutin. Von der Psychologin fühlt Alex sich gesehen und wertgeschätzt, was er sich eigentlich auch von seinen Eltern wünschen würde. Aber mehr als finanzielle Unterstützung bekommt Alex von seinem Vater nicht.
Alex will auf eigenen Beinen stehen
Alex schafft sein Abi, fängt an zu studieren, ist dabei aber auf den finanziellen Support seines Vaters angewiesen. Er besucht regelmäßig seine Großeltern, seinen Vater – hat aber immer das Gefühl, das nur aus Pflichtgefühl zu tun.
"Die fühlen sich persönlich angegriffen und beleidigt, wenn ich mit bunten Haaren auftauche, wenn ich die Fingernägel lackiert habe. Und jetzt studiere ich in Aachen, merke aber, dass ich mich trotzdem jedes Wochenende verpflichtet fühle, wieder nach Hause zu fahren."
Von diesen Gefühlen kann Alex sich erst lösen, als er sein Studium beendet, seinen ersten Job in Köln antritt und finanziell auf eigenen Beinen steht.
Und 2020/21 hat er sich dann entscheiden, etwas zu machen, was sein Vater komplett ablehnt: Alex geht ins Fernsehen und nimmt an der schwulen Casting Show "Mr Gay Germany" teil.
Die ganze Geschichte hört ihr hier oder im Podcast