EmotionenWie wir mit Wut umgehen können
Wut wird im Allgemeinen als negatives Gefühl betrachtet. Doch wir sollten rechtzeitig auf unsere Wut hören, sagt Psychologieprofessorin Eva Asselmann. Dann kann sie uns helfen.
Wenn wir wütend sind, dann sind wir aufgebracht. Die Wut rumort in uns. Manchmal lässt sie uns kaum los. Unsere Wut kann uns lästig sein oder uns ärgern. Und ganz unterschiedliche Dinge können uns wütend machen, sagt die Psychologie-Professorin Eva Asselmann.
Typischerweise bringen uns Freund*innen, die Familie oder der Mensch, mit dem wir zusammen sind auf die Palme – es kann uns beispielsweise wütend machen, "wenn wir uns nicht gesehen, nicht gehört oder wertgeschätzt fühlen", so die Psychologin.
"Das tritt in der Regel immer dann auf, wenn ich das Gefühl habe, dass irgendetwas nicht so läuft, wie ich es gerne hätte. Oder ich das Gefühl habe, ich werde ungerecht behandelt."
Dabei ist Wut eigentlich ein hilfreiches Gefühl. Es zeigt uns an, dass irgendetwas nicht okay ist, dass unsere Bedürfnisse, unsere Rechte verletzt wurden.
Wie uns Wut hilft
Ein Team von US-Forschenden hat herausgefunden, dass Wut dazu führt, dass Menschen sich mehr anstrengen, ein bestimmtes Ziel zu erreichen und so erfolgreicher sein können. Wut kann uns also motivieren.
"Diese Emotion befähigt uns dazu, für uns selbst einzustehen."
Damit wir unsere Wut aber für uns nutzen können und sie uns weiterbringt, müssen wir zunächst ein klares Bild von der Situation bekommen. Wir müssen reflektieren und uns selbst die Frage stellen: "Warum bin ich gerade eigentlich wütend?", so Eva Asselmann.
Früh auf das Gefühl hören
Und die Psychologin meint: Im besten Fall sollten wir das frühzeitig tun, wenn die Wut zum ersten Mal hochkommt und noch nicht so stark ist. Denn wenn wir schon sehr lange wütend sind, werde es immer schwieriger, etwas zu bewirken oder zu verändern.
Gespräche mit dem Partner oder der Partnerin, mit Personen, die uns wütend machen, sollten wir also nicht zu lange hinausschieben, um eine Lösung zu finden.
"Ich bin wütend. Was zeigt mir das an? Was kann ich machen? Wie kann ich für meine Bedürfnisse einstehen?"
Wenn wir so wütend sind, dass wir nicht mehr klar denken können, zu explodieren drohen oder vielleicht sogar aggressiv werden, dann wird unsere Wut allerdings zum Problem. In solchen Fällen ist kein gutes Gespräch mehr möglich, sagt Eva Asselmann. Denn in der Wut tun oder sagen wir Dinge, die wir vielleicht später bereuen. Besser sei es dann, erstmal aus der Situation hinauszugehen, sich zu beruhigen, eine Runde an der frischen Luft zu drehen.
"Problematisch kann es werden, wenn wir vor lauter Wut dann gar nicht mehr klar denken können."
Nicht explodieren, nicht runterschlucken
Die Katharsis-Hypothese, nach der es hilft, seine Wut abzureagieren und rauszulassen, beispielsweise an einem Boxsack, hat sich überholt, so die Psychologin. Das sei eher suboptimal. Genauso, wie das Gefühl zu ignorieren und runterzuschlucken: Denn dann staut sich die Wut in uns auf, und es wird immer schwieriger, herauszufinden.
Welchen Umgang mit Wut haben wir gelernt?
Wie wir mit unserer Wut zurechtkommen, hat mit unserer Persönlichkeit zu tun, mit unserem Temperament, ist aber auch erlernt, erklärt Eva Asselmann, etwa aus dem Elternhaus.
Vielen gelte Wut als schlechte Emotion, ihnen wurde beigebracht, besser nicht wütend zu sein. Solchen Menschen falle es schwerer, ihre Gefühle zu erkennen, zu akzeptieren und konstruktiv damit umzugehen.
"Dieses starke Hassgefühl schadet oftmals gar nicht so sehr dem Gegenüber sondern uns selbst."
Wenn unsere Wut sich immer mehr steigert, kann aus ihr Hass entstehen. "Hass ist quasi ein übersteigertes Gefühl von Wut, sehr viel stärker und häufig auf eine Person oder Gruppe bezogen", sagt Eva Asselmann. Hass entstehe, wenn man sich längere Zeit beispielsweise hilflos oder ohnmächtig fühlt, also nicht weiß, wie man seine Situation verbessern kann.
Hass als übersteigerte Wut
Hass ist unkonstruktiv und gefährlich, so die Psychologin. Und sie fügt hinzu, dass es sehr zermürbend sei, zu hassen, seinen Hass immer wieder zu erleben und mit sich herumzutragen. Wer hasst, der schade letztendlich auch sich selbst.