WahrheitseffektWiederholungen lassen uns falsche Aussagen glauben

Je öfter wir Aussagen hören, desto eher neigen wir, sie zu glauben – dafür sorgt unser Gehirn. Das macht uns manipulierbar. Aber wir können uns schützen.

Wenn der zukünftige Ex-US-Präsident Donald Trump immer wieder sagt, die Wahl sei im gestohlen worden, dann steigert er damit seine Chancen, dass ihm das auch geglaubt wird. "Aus rhetorischer Sicht macht Trump alles richtig“, sagt der Neurowissenschaftler Henning Beck. Denn: "Wir wissen, man kann Menschen selbst die abstrusesten Dinge einreden, wenn man die eben oft genug wiederholt."

Durch Wiederholung werden Aussagen glaubhafter

Illusory Truth Effect, zu Deutsch Wahrheitseffekt, nennt sich dieses Phänomen, das in Labortests bestätigt wurde: Probanden wurde immer wieder eine unwahre Behauptung gesagt, erklärt Henning Beck, die – und das ist wichtig – aber vielleicht stimmen könnte.

Denn Unsicherheit macht uns anfälliger für diesen Wahrheitseffekt. Trump zum Beispiel spielt in die Hände, dass eine Wahlmanipulation theoretisch ja nicht völlig ausgeschlossen ist. Und so kann er Zweifel sähen: Wurde die Wahl nicht vielleicht doch gestohlen?

"Menschen werden in der Unsicherheit verführbar."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Dieser Effekt wird nicht nur in der Politik sondern auch in der Werbung genutzt. Im Prinzip kann ein Gehirn solche Wiederholungen schon aussortieren, so Henning Beck. Nur hat es gar kein Interesse daran. Denn seine Aufgabe ist es, so der Neurowissenschaftler, dass wir uns im Hier und Jetzt gut bewegen und für die Zukunft gute Entscheidungen treffen können.

"Das Gehirn hat eigentlich gar nicht das Interesse daran, die Wahrheit faktisch so abzubilden, wie sie tatsächlich ist."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Wenn unser Gehirn viele ähnliche Informationen erkennt und diese uns auch noch im Moment einer Unsicherheit Klarheit bieten, erklärt er weiter, dann macht unser Gehirn sozusagen einen Fehlschluss: Häufigkeit wird als Wichtigkeit interpretiert, andere Informationen werden zunehmend ausgeblendet.

Bildung schützt vor Manipulation

Die gute Nachricht: Wir können uns auch schützen. Henning Beck berichtet von Studien, die zeigen, dass Menschen weniger verführbar für solche Wiederholungs-Manipulationen sind, wenn sie über viel Allgemeinbildung verfügen. In der Regel seien deshalb alte Menschen weniger anfällig für solche Fehlschlüsse als junge Menschen. Denn sie können neue Informationen mit mehr Erfahrung und gesammeltem Wissen abgleichen.

"Allgemeinbildung, Grundwissen macht Menschen weniger verführbar für solchen Quatsch."
Henning Beck, Neurowissenschaftler