PsychologieIn jedem von uns steckt ein Verkehrsrowdy
Kommen wir als Verkehrsrowdys auf die Welt oder werden wir durch zu lasche Regeln, komfortable Autos und Straßen erst dazu gemacht?
Wer ist nicht schon bei Rot über eine Ampel gegangen, mit dem Fahrrad auf der falschen Straßenseite gefahren oder fährt in der Stadt ständig 60 statt 50 Kilometer pro Stunde? Und wer hat nicht als Auto- oder Radfahrer schon mal gepöbelt, weil er es eilig hatte? Beim Rechtsabbiegen dem Radfahrer die Vorfahrt genommen? Über den Gehweg geheizt und Fußgänger bedrängt? Warum ist das so?
"Man selbst fühlt sich im Recht und meint es gar nicht böse. Aber aus der Sicht des anderen kann unser Verhalten bedrohlich und aggressiv wirken."
Strengere Regeln, sagt Mark Vollrath, oder eine schwere Bestrafung führt nicht dazu, dass wir uns eher an Regeln halten. Das Problem, so der Verkehrspsychologe, ist, dass wir die Regeln nicht akzeptieren. Bei Radfahrern sind das beispielsweise rote Ampeln und Stoppschilder, die missachtet werden. Grund: Es ist anstrengend anzuhalten, weil Geschwindigkeit verloren geht und man wieder neu antreten muss. Vor allem, wenn die Situation es nicht erfordert. Auch weil die Straßenverkehrsregeln vor allem auf den Autoverkehr ausgerichtet sind.
"Es gibt oft Regeln, die wir einfach nicht akzeptieren."
Ein gewisser Prozentsatz der Autofahrer glaubt, dass sie über den Regeln steht, wenn sie bestimmte Modelle fahren. Mark Vollrath glaubt aber, dass das Einzelfälle sind und kein Massenphänomen.
"Ein wichtiger Faktor, den man erst in den vergangenen Jahren gesehen hat, ist, dass viele Straßen, Situationen dazu verführen, sich nicht an die Regeln zu halten."
Der Verkehrspsychologe rät, die Infrastruktur an die Regeln anzupassen. In den letzten Jahren habe sich gezeigt, dass auf Straßen mit Tempo 30 kein Autofahrer 30 Kilometer pro Stunde fährt, wenn die Straße auf ein Tempo mit 50 oder 60 km/h ausgelegt ist. Die Straße muss entsprechend verengt werden, damit die Fahrer mit dem Tempo heruntergehen. Genauso würden Radfahrer beispielsweise gegen die Fahrtrichtung auf dem Radweg fahren, weil der Umweg auf dem vorgesehenen Radweg groß ist, denn die Straßenführung ist auf den Autoverkehr optimiert.
"Wir müssen darauf achten, dass die Regeln überhaupt eingehalten werden können."
Jedem potenziellen Rowdy rät der Verkehrspsychologe, sich vor Fahrtbeginn bewusst zu machen, dass es sich nicht lohnt, im Straßenverkehr aufzuregen: "Man tut sich keinen Gefallen damit und kommt nur gestresst an." Der Zeitgewinn durch Drängeln, ständigen Spurwechsel und Überholen ist gering.
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