Hoffnung auf bessere BehandlungForschende identifizieren sechs Arten von Depressionen
Rund fünf Prozent der Erwachsenen weltweit haben Depressionen. Aber Antidepressiva wirken nicht bei allen Betroffenen gleich gut. MRT-Scans bei Betroffenen ermöglichten es Forschenden sechs Unterarten von Depression zu unterscheiden. Das könnte künftig die Behandlung deutlich vereinfachen und beschleunigen.
Depressionen zu behandeln, stellt die Wissenschaft bis heute vor große Herausforderungen. Bisher gab es kaum Anhaltspunkte darüber, welche Form der Behandlung den Betroffenen helfen könnte. Oft müssen Mediziner und Ärztinnen ihren Patient*innen verschiedene Medikamente verschreiben, bis sie dasjenige finden, das die richtige Wirkung zeigt. So durchlaufen viele der Betroffenen eine Art Versuchsphase, in der, mithilfe von Trial und Error herausgefunden wird, welches Medikament, den erwünschten Effekt hat.
"Tatsächlich ist es so, dass bei vielen Betroffenen nichts anschlägt. Und wenn doch, ist es sehr belastend, wenn es Monate oder sogar Jahre dauert."
Das Problem ist dabei nicht nur, dass eine Behandlung durch das Ausprobieren von Behandlungsmethoden unnötig in die Länge gezogen werden kann. Sondern es kann auf Dauer auch vorkommen, dass sich der Zustand des Patienten verschlechtert.
Studie: So könnten Depressionen schneller gezielt therapiert werden
Deshalb haben Wissenschaftler*innen Wege gesucht, um eine Depression genauer zu bestimmen. Die Studie, die aus diesem Ansatz entwickelt und hauptsächlich von Forschenden der Universität Stanford durchgeführt wurde, könnte die Behandlung von Depression langfristig stark verändern. Denn den Studienautoren ist es gelungen, anhand von MRT-Scans unterschiedliche Unterarten von Depression zu identifizieren. Dafür untersuchten sie 800 Probanden, die an Depressionen und Angstzuständen litten. Zum Vergleich dokumentierten sie außerdem die Gehirnaktivität von 140 Menschen, die nicht von Depression betroffen waren.
KI sortiert Ergebnisse nach Unterarten – sechs Biotypen identifiziert
Mithilfe einer Künstlichen Intelligenz wurden die MRT-Aufnahmen ausgewertet – und dann in Gruppen einsortiert. Dabei beobachteten die Forschenden in den untersuchten Hirnregionen sechs unterschiedliche Muster an Aktivitäten. Die Forschenden sprechen daher von sechs Biotypen einer Depression.
Welche Unterschiede es gibt
Die Patienten einer Gruppe hatten zum Beispiel eine höhere Aktivität in Hirnarealen, die zur Problemlösung verwendet werden, andere hatten Auffälligkeiten in den Schaltkreisen, die mit der Aufmerksamkeit zu tun haben. Oder sie waren anfälliger für traurige und fröhliche Reize.
Die Forschenden leiten aus ihren Ergebnissen ab, dass die sechs Biotypen teils mit verschiedenen Symptomen verbunden sind – und mit unterschiedlich stark ausgeprägten. Ein Biotyp war beispielsweise ängstlicher, ein anderer grübelte mehr oder empfand noch weniger Freude als die anderen Typen.
Bei der Suche nach der effektivsten Behandlungsmethode stellten die Forschenden außerdem fest, dass ein bestimmtes Antidepressivum bei einem der Biotypen deutlich besser wirkte als bei den Patientinnen und Patienten der anderen Gruppen. Bei der Verhaltens- und Gesprächstherapie war es so, dass sie bei dem Typen mit den überaktiven Hirnregionen zur Problemlösung am besten half. Bei dem Biotypen mit der weniger aktiven Aufmerksamkeit dagegen am wenigsten.
Die Hoffnung der Forschenden ist nun, dass sich durch Gehirnscans und diese Eingruppierungen die Suche nach der richtigen Therapie zumindest deutlich verbessern lässt.
Geplant sind außerdem Folgestudien. Das Team will die Versuche ausbauen: mit größeren Testgruppen und weiteren Behandlungsmethoden, auch mit neuen Medikamenten, also nicht nur mit den standardmäßigen Antidepressiva.
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