Psychiater Bastian WillenborgDepression: Angehörige früh miteinbeziehen
Wenn der Partner, die Freundin oder ein Familienmitglied psychisch erkrankt, ist das auch für einen selbst eine Herausforderung. In der Klinik von Psychiater Bastian Willenborg bekommen Angehörige Hilfe. Er erklärt, wie wir nahestehende Menschen unterstützen können - und uns dabei selbst schützen. Denn Depressionen können auch ansteckend sein.
Statistisch gesehen erkrankt in Deutschland jeder fünfte einmal im Laufe seines Lebens an einer Depression. Die Depression ist damit die häufigste psychische Erkrankung. Für Angehörige, Freunde oder Partner und Partnerinnen kann die psychische Erkrankung eines nahestehenden Menschen zur körperlichen und seelischen Belastung werden.
"Wenn ein ganz naher Angehöriger plötzlich depressiv wird, dann erhöht sich die Gefahr, dass du auch depressiv werden kannst."
Eine psychische Erkrankung wie eine Depression ist nicht wie ein ansteckendes Virus - doch in der Sorge um den uns nahestehenden Menschen können wir Gefahr laufen, uns selbst aufzugeben oder zu verlieren.
Selbstschutz wichtig bei der Hilfe
Für die Angehörigen ist es wichtig, dass sie dabei auch auf sich selbst achten, sagt Bastian Willenborg.
"Deshalb raten wir den Angehörigen, sich um die Freunde, den Partner, Kinder zu kümmern - auf der anderen Seite aber auch immer etwas für sich selbst zu tun. Weil niemandem damit geholfen ist, wenn du auch depressiv wirst."
In der Klinik von Bastian Willenborg werden Angehörige früh in die Behandlung miteinbezogen. Oft wissen Freundinnen, Partnern oder Angehörige nicht, wie sie bei einer psychischen Erkrankungen helfen können. Bastian Willenborg sagt: Es ist wichtig, wachsam zu sein und die Anzeichen einer Depression auf dem Schirm zu haben.
"Ganz wichtig ist, das offen anzusprechen, zu sagen: Ich habe eine Veränderung an dir bemerkt."
Gerade in Partnerschaften kann eine psychische Erkrankung die Beziehung belasten. Die Angst, den erkrankten Partner oder die Partnerin durch eine Trennung zu destabilisieren, kann verhindern, dass man sich trennt. Hier sagt Bastian Willenborg: Wenn der Partner oder die Partnerin keinerlei Hilfe annimmt und die Beziehung eigentlich schon lange vorbei ist, darf man sich auch trennen.
"Wenn es nichts in der Partnerschaft gibt, was die Partnerschaft langfristig aufrecht erhalten kann, dann darf man sich auch trennen, wenn der Partner psychisch krank ist."
Für Angehörige von an Depression erkrankten Menschen gibt es Information auf dem Portal Deutsche Depressionshilfe. Dort findet ihr auch die Hotline 0800-33 44 533 und einen Online-Ratgeber.
Wer selbst Hilfe braucht, kann sich telefonisch oder online bei der Telefonseelsorge melden. Unter den kostenlosen Hotlines 0800-111 0 111 und 0800-111 0 222 könnt ihr euch anonym und vertraulich beraten lassen.