PsycheWohnungssuche kann krank machen
In Großstädten eine Wohnung zu suchen, ist oft sehr niederschmetternd. Manche werden sogar depressiv. Psychologen bestätigen, dass dieser Stress krank macht.
Wir sind in Berlin und unser Reporter Timo Nicolas sucht eine Wohnung. Damit sind wir nicht allein. Vor einem passablen Objekt stehen gerne mal 50 oder 100 andere Interessenten. Die Chance, das Ding zu bekommen, ist für unseren Autor gleich null. Nicht zum ersten Mal. Nehmen wir so eine Situation am Anfang noch sportlich und mit Humor, sind wir irgendwann dann doch ziemlich gestresst. Tatsächlich bestätigen Mediziner, dass der Stress, den die Wohnungssuche auslöst, krank macht.
Die Symptome können dabei vielfältig sein. Unser Autor schläft schlecht, kann nicht abschalten, ist öfter gereizt. Psychiater und Stressforscher Mazda Adli beschreibt die Symptome ähnlich: "Wenn ich nicht weiß, ob ich mir meine Wohnung morgen noch leisten kann, kann das zu chronischem Stress werden, dann kann mir das den Schlaf rauben, meine Konzentration verschlechtern und auf die Stimmung schlagen."
Das sind mindestens unangenehme Symptome. Regelrecht gefährlich wird es aber, wenn chronischer Stress auf Dauer krank macht.
"In der Praxis sehen wir, dass Menschen depressiv werden aufgrund von ungelösten Wohnungsfragen."
Auch Angststörungen oder Herz-Rhythmus-Probleme können eine Folge sein.
Stress bewältigen durch Austausch und politisches Engagement
Wenn wir dann doch eine passende Wohnung gefunden haben, heißt das ja nicht, dass es vorbei ist mit dem Stress. Fragen, die bleiben, sind etwa: Ob wir uns die Wohnung dauerhaft leisten können, oder ob sie noch zu anderen Lebensmodellen taugt wie einer Partnerschaft, oder einer Partnerschaft mit Kind.
"Das Problem am Wohnungs-Such-Stress ist, dass es ein unkontrollierbarer ist, man fühlt sich der Situation ausgeliefert, vielleicht auch hilflos."
Der Psychiater Jan Kalbitzer empfiehlt, in solchen Situationen aktiv zu werden. Zum einen sei es hilfreich, sich mit anderen über den eigenen Stress mit der Wohnungssuche auszutauschen. Ein bisschen nach dem Motto "Geteiltes Leid ist halbes Leid". Zum anderen rät er aber auch dazu, sich politisch zu engagieren, Initiativen zu gründen, die sich für das entsprechende Thema einsetzen.
"Wir wissen, ein ganz wichtiger Faktor für Gesundheit ist die Resilienz - wenn man das Gefühl hat, seine Umwelt beeinflussen zu können."
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