Prozess in CottbusDas Geschäft mit illegalem Elfenbein
In Cottbus hat am Donnerstag (30.10.2020) der Prozess gegen mehrere Angeklagte begonnen, denen der illegale Schmuggel mit Elfenbein vorgeworfen wird. Im Mai und August 2016 hatten Zollfahnder in Brandenburg und Rheinland-Pfalz rund 1,2 Tonnen des wertvollen Materials sichergestellt.
Über den Flughafen Schönefeld sollte die Schmuggelware - bearbeitetes Elfenbein, aber auch unbearbeitete Elefantenstoßzähne sowie Werkzeuge zur Bearbeitung - nach Vietnam gebracht werden. Zwei Verdächtige wurden 2016 festgenommen.
1,2 Tonnen Elefanten-Elfenbein
Arnulf Köhncke vom WWF Deutschland hatte sich das beschlagnahmte Material damals vor Ort ansehen können. Er war "sehr überrascht und schockiert", erzählt er uns. Es sei die größte Menge an Elefanten-Elfenbein gewesen, die jemals in Deutschland gefunden wurde. Unter den Zähnen seien auch die von sehr alten Bullen gewesen, von denen es in Afrika nur noch wenige gibt.
"Es war die größte je in Deutschland gefundene Menge an Elefanten-Elfenbein."
Es sei noch nicht klar, wie alt das gefundene Elfenbein sei. Ob es also von damals frisch gewilderten Elefanten stammt oder aus älteren Importen nach Deutschland, die dann möglicherweise vielleicht sogar legal waren. Er hoffe, dass sich das vor Gericht herausstelle, so Arnulf Köhncke.
Elfenbein geht vor allem aus Afrika nach Asien
Das meiste frisch gewilderte Elfenbein werde auf direktem Wege von Afrika nach Asien geschmuggelt. Daher würden solche großen Mengen typischerweise eher in Containerhäfen wie Hongkong oder Schanghai sichergestellt. Der Brandenburger Fund sei daher umso überraschender gewesen.
Sein Marktwert soll über eine Million Euro betragen, hatte die ermittelnde Staatsanwaltschaft Cottbus damals mitgeteilt. Den exakten Wert zu bestimmen, sei aber äußerst schwer, so Arnulf Köhncke. Auf den Schwarzmärkten werde sehr viel Geld für Elfenbein bezahlt. Die Organisierte Kriminalität erziele hier immense Profite, Schätzungen gingen von bis zu 20 Milliarden Dollar Umsatz im Jahr aus.
"Schätzungen gehen davon aus, dass die Organisierte Kriminalität mit Elfenbein weltweit bis zu 20 Milliarden Dollar Umsatz im Jahr macht."
Die Regulierung des Elfenbeinhandels sei äußerst kompliziert. Der kommerzielle Handel mit Elfenbein ist zwar seit dem Washingtoner Artenschutzabkommen CITES weltweit verboten. Doch gibt es Ausnahmen: Der nationale Handel unterliegt dem Abkommen nämlich nicht.
In manchen Ländern sei der Handel noch legal, in anderen Ländern, etwa in China, wurde er inzwischen verboten. Die Nachfrage bestehe aber leider weiterhin, so Arnulf Köhncke. Das zeigten Umfragen ganz deutlich: Viele Menschen - etwa 10 bis 20 Prozent der potenziell Interessierten - seien weiterhin bereit, Elfenbein zu kaufen, auch im Wissen, dass das illegal ist.
Asien: Elfenbein als Statussymbol
In Asien werde Elfenbein vor allem als Ornament oder Schmuckstück verarbeitet und angeboten. Auch ganze Stoßzähne würden verschnitzt. Gemeinsam mit Partnern vor Ort versuche der WWF zu verstehen, warum die Menschen so gerne Elfenbein kaufen. Zum einen sei es ein Statussymbol, zum anderen werde es gerne verschenkt.
Der WWF versuche, Botschaften zu entwickeln und den Menschen zu sagen: Probiert doch bitte, diese Bedürfnisse irgendwie anders zu stillen. Das werde einmal über die emotionale Ebene gemacht, indem man die Menschen daran erinnere, dass für dieses Schmuckstück ein Elefant sterben musste. Und zum anderen über die juristische Ebene, indem man sagt: Elfenbeinhandel ist verboten.
Welche Ebene besser funktioniert, hänge von den jeweiligen Adressaten ab. Die emotionale Ansprache klappe aber meist besser als der Hinweis auf die Illegalität. Gesellschaftliche Werte und Normen verändere man halt nicht mal eben über Nacht, so Arnulf Köhncke.