Familie und Politik in den USAProteste gegen Rassismus: Familie Dooly fühlt sich zerrissen
Vater Steven Dooly fühlt sich zerrissen. Vor ein paar Monaten ist der ehemalige Polizist in Arkansas in Rente gegangen. Jetzt schaut der fünffache Vater von außen auf die Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus und steckt doch mitten drin. Drei seiner Kinder sind adoptiert und haben keine weiße Hautfarbe.
Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Rebekka Endler möchte Familie Dooly dieses Mal eigentlich in Ruhe lassen. Vor 15 Jahren war sie als Austauschschülerin bei ihnen in Arkansas. Sie haben immer noch guten Kontakt – nicht zuletzt, weil sich Rebekka immer dann bei ihnen meldet, wenn es in den USA wieder zu Polizeigewalt gegen BPoC (Black and People of Colour) kommt.
Dieses Mal fragt sie vorsichtig an und erhält als Antwort: "Wir sind nicht okay! Aber wir haben die letzten Jahre immer mit dir darüber gesprochen, dass es uns nicht gut geht, also ruf gerne an."
"Wir sind deprimiert, kämpfen, haben das Gefühl, dass die Welt in Flammen steht."
Die Mutter der Familie, Dustin Dooly, sagt Rebekka direkt, dass sie deprimiert ist. Es sei, als stünde die Welt in Flammen, sagt sie. Und Vater Steven ergänzt auf die Frage, wie es ihm gehe: "Schrecklich!"
Zwei eigene und drei adoptierte BPoC-Kinder
Die Familie hat fünf Kinder. Zwei eigene und drei adoptierte Kinder, die jeweils keine weiße Hautfarbe haben. Steven und Dustin Dooly sind Aktivisten der #BlackLivesMatter-Bewegung.
Als ehemaliger Polizist steht Steven Dooly zwischen den Stühlen. Die Proteste bei ihnen in Arkansas seien größtenteils friedlich, berichten sie. Trotzdem ist Steve Dooly froh, dass er vor sechs Monaten in Rente gegangen ist. Nach 20 Jahren als Polizist muss er nun bei diesen Protesten keine Konsequenzen mehr auf der Arbeit fürchten, wenn er Kritik äußert, sagt er.
Rassismus und Gewalt täglich Thema in der Familie
Rassismus und Gewalt gegen Afroamerikaner ist Alltagsthema in der Familie Dooly. Sie sprechen viel darüber, auch mit Freunden der Kinder. Neulich, erzählt Steven Dooly, wollten seine Jungs mit ein paar Freunden das Haus verlassen, um zu einem Kumpel drei Blocks weiter zu gehen. Steven wies einen der Jungs, der Afroamerikaner ist, darauf hin, dass es keine gute Idee sei, in der Dunkelheit mit schwarzem Hoodie bekleidet, das Haus zu verlassen. Der Junge gab ihm recht und zog den Kapuzenpulli aus.
"Sorry. Wir haben solche Unterhaltungen hier ständig auch mit anderen Kids, auch darüber, was in der Welt vor sich geht."
US-Struktur basiert auf rassistischem System
Auch wenn er früher selbst als Polizist gearbeitet hat; Steven Dooly kann die Forderungen der Demonstranten nach Kürzungen der finanziellen Mittel der Polizei, verstehen. Er sieht das Thema aber differenzierter und erläutert, dass aus seiner Sicht die gesamte Struktur des Staates das Problem sei. Das System der USA sei auf der Grundlage von Sklaverei entstanden, kritisiert er.
"Die Struktur von Rassismus steckt bis heute in jedem einzelnen Teil unseres Regierungs-Apparates."
Hoffnung auf Neuanfang
Trotz all der Zerrissenheit, die Steven und seine Familie in diesen Tagen spüren, schöpfen sie auch Hoffnung. Denn diese Proteste seien auch aus ihrer Sicht anders, als die vorherigen. Noch nie sei der Aufschrei so groß, so lang anhaltend, und so global gewesen, wie jetzt.
"Alle Afroamerikaner, mit denen ich gesprochen habe, sagen, dass es sich anders anfühlt dieses Mal. Ob es der Anfang von etwas Neuem ist? Ich will das glauben", so Dustin Dooly.