BildungPrivatschulen: Mehr Zeit, mehr Ausstattung, mehr Connections
Jeder elfte Schüler in Deutschland besucht mittlerweile eine private Schule. Auch mehr Lehrer entscheiden sich, an Privatschulen zu unterrichten. Warum das so ist und ob welche gesellschaftlichen Auswirkungen das haben könnte, erklärt Privatschullehrerin Yvette Cloer.
Nach ihrem Referendariat an einer staatlichen Schule in Bayern hat Yvette Cloer eine Verbeamtung ausgeschlagen. Heute unterrichtet die Lehrerin Mathematik und Sport an einer an einem Privatgymnasium mit angeschlossenem Internat in Baden-Würtemberg. An einer Privatschule sei sie näher an den Schülern, sagt sie.
"Ich habe das Gefühl, man ist näher an den Kindern dran."
Die Klassen an ihrer Schule sind klein, höchsten 18 Schüler sitzen hier in einem Raum. Dadurch habe sie einen viel engeren Kontakt zu den Schülern und auch zu den Eltern.
Vorurteile gegen Privatschulen
An der Privatschule würde sie viel schneller mit dem Unterrichtsstoff durchkommen. Auch bei der Ausstattung, zum Beispiel was Sportgeräte angeht, sei ihre Privatschule viel besser aufgestellt. Privatschulen hätten hier einfach andere finanzielle Möglichkeiten.
Privatschüler, das sind doch alles verzogenen Töchter und Söhne reicher Eltern - so oder so ähnlich lauten die typischen Klischees. Auch Yvette Cloer hatte so ihre Vorstellungen, bevor sie an der Privatschule unterrichtete. Das sei aber überhaupt nicht der Fall, sagt sie. Kinder gut betuchter Eltern gebe es zwar auch, aber insgesamt seien ihre Schüler und Schülerinnen ein bunt gemischter Haufen. Und dass irgend ein Kind anmaßende Ansprüche stelle, das habe sie noch nie erlebt, sagt sie.
"Ich habe noch nie erlebt, dass jemand kommt und sagt, mein Papa bezahlt das, ich möchte jetzt die Eins."
Nicht alle Schüler ihrer seien auch Internatsschüler, sagt Yvette Cloer. Ihre Schule werde auch von Schülern aus dem Ort und der näheren Umgebung besucht, die Zuhause schlafen. Es kämen aber auch Kinder vom Jugendamt, die den Tag auch nach dem Unterricht in der Schule verbringen.
Die Befürchtung, dass der Anstieg von Privatschülern in Deutschland eine Zwei-Klassen-Gesellschaft fördern könnte, hält Yvette Cloer nicht für abwegig. Der Grund: Kleinere Klassen und die besseren Möglichkeiten der Individualförderung führten zu besseren Abiturnoten. Außerdem würden die Schüler - auch die internationalen - oft noch im Berufsleben Kontakt halten. "Dadurch entstehen natürlich gute Connections", sagt Yvette Cloer.