Sicherer surfenNeutrale Zwischeninstanz: So funktioniert Decoupling
Nicht völlig anonym, aber doch fast. Mit einer neutralen Instanz zwischen Nutzenden und Plattform könnte das Netz für unsere Daten wieder etwas sicherer werden. Decoupling heißt das Konzept.
Mit Decoupling hat der IT-Sicherheitsexperte Bruce Schneier an eine Idee erinnert, die Datenschutz und Privatsphäre im Netz stärken könnte. Dahinter steckt folgende Grundannahme: Je weniger persönliche Daten einem Cloud-Dienst bekannt sind, desto geringer ist das Risiko eines Leaks. Das betrifft beispielsweise Videocalls, Onlineshopping oder Bildersammlungen – und darüber hinaus eigentlich alle Bereiche unseres Onlinealltags.
Pseudonymität bei Zahlungen
Beim Decoupling wird mittels eines Proxyservers die Datenbeziehung unterbrochen oder zumindest stark gefiltert. Der Proxy vermittelt als neutrale Instanz zwischen Anbietenden und Nutzenden.
Bruce Schneier bezieht sich mit dem Decoupling auf ein Konzept des Kryptoexperten David Chaum aus den 1980er Jahren. Ihm ging es damals um die Pseudonymität im Zahlungsverkehr. Um Geldflüsse geht es auch bei dem Vorschlag von Bruce Schneier – beim Onlineshopping zum Beispiel.
"Im Grunde läuft alles darauf hinaus, dass die Zweierbeziehung Plattform zu User oder Userin durch eine neutrale Zwischeninstanz ausgehebelt wird."
Beim Kauf eines Hörbuchs erhielte der Shop zum Beispiel nur die Mitteilung, dass eine Bank die Zahlung garantiert, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter Michael Gessat. Der Hörbuchanbieter kann so den Download freigeben, ohne die Identität der downloadenden Person zu kennen.
Datenschutz bei Videocalls
Bei einer Videokonferenz würde ein verschlüsselter Einladungslink an alle vorgesehenen Teilnehmer verschickt. Zwischen dem eigentlichen Videokonferenzanbieter, Teams oder Zoom beispielsweise, und den Teilnehmer*innen wäre aber eine Zwischeninstanz geschaltet. Die Anbieterplattform würde weder die Teilnehmer*innen noch den Konferenzinhalt kennen – denn der eigentliche Kommunikationsstream würde Ende-zu-Ende-verschlüsselt quasi durch die Plattform durchgeleitet.
Eine solche Zwischeninstanz müsste Teil der Netzinfrastruktur sein. Sie einzurichten, kostet natürlich Geld, sagt Michael Gessat. Wegfallen würden hingegen personalisierte Werbeangebote – und damit ein beachtlicher Teil der Netzökonomie.
"Mit der Entkoppelung würden personenbezogene, zielgerichtete Werbung und Profilbildung bei Social Media wegfallen"