Pretty PrivilegeWie schöne Menschen bevorzugt werden
Auf Tiktok wird seit einiger Zeit diskutiert, ob schöne Menschen Vorteile im Leben haben – einfach, weil sie schön sind. Der Soziologe Ulrich Rosar zeigt in seinem Vortrag, dass es das Pretty Privilege wirklich gibt.
Ulrich Rosar ist Attraktivitätsforscher, er untersucht in Studien, welche Vorteile schöne Menschen haben. Man kann das bereits im Sandkastenalter beobachten, sagt Ulrich Rosar. Attraktive Kinder hätten mehr Freundinnen und Freunde und stünden häufiger im Mittelpunkt.
Das setzt sich dann ein Leben lang fort: In der Schule haben sie bessere Noten, an der Uni mehr Aufmerksamkeit vom Professor und einen besseren Abschluss, erklärt der Soziologe. Im Berufsleben hätten attraktive Menschen eine höhere Wahrscheinlichkeit zu Bewerbungsgesprächen eingeladen zu werden und den Job zu bekommen. Und je attraktiver man sei, desto bessere Gehaltsangebote bekomme man in der freien Wirtschaft.
"Wir haben ein Attraktivitätsurteil gebildet, schneller als das erste Muskelzucken eines Sprinters nach dem Startschuss."
Wie bei allen Arten der Diskriminierung beziehen sich diese Aussagen auf eine statistische Messung, erklärt Ulrich Rosar. Natürlich gibt es daher Ausnahmen. Außerdem wirken verschiedene Diskriminierungen intersektional ineinander. Wer beispielsweise männlich, weiß und reich ist, kann hässlich sein und trotzdem noch sehr privilegiert – nur halt nicht wegen der Attraktivität
"Wir neigen alle intuitiv dazu, bei Menschen, die attraktiv sind, anzunehmen, dass sie auch positive Persönlichkeitseigenschaften haben. Und umgekehrt, dass unattraktive Menschen negative Persönlichkeitseigenschaften haben."
Dass attraktive Menschen Vorteile im Leben haben, liegt am Attraktivitätskonsens: Wir sind uns alle recht einig, wer schön ist und wer nicht, erklärt Ulrich Rosar. "Schönheit liegt im Auge des Betrachters" stimme daher in Bezug auf das Pretty Privilege nicht.
Attraktivität hat auch Nachteile
Auf den Attraktivitätskonsens baut das Attraktivitätsstereotyp auf. Wir glauben, schöne Menschen haben einen guten Charakter, wir schätzen sie vertrauenswürdiger und zuverlässiger ein, leistungsfähiger und netter, sagt der Attraktivitätsforscher. Umgekehrt unterstellen wir weniger attraktiven Menschen schlechte Charaktereigenschaften. Wie Ulrich Rosar und sein Team das messen, erklärt er euch in seinem Vortrag.
"Je attraktiver Sie sind, desto eher, desto schneller und desto weiter werden sie befördert. Aber letztendlich reicht es, attraktiver als die Konkurrenz zu sein."
Attraktiv zu sein, kann allerdings auch Nachteile haben, sagt der Soziologe. Denn je schöner ein Mensch sei, desto stärker würden ihm oder ihr Geschlechterstereotype zugeschrieben. Attraktive Frauen gelten als emotionaler, irrationaler und schwächer, was in einem männlich geprägten Arbeitsumfeld wie Wissenschaft, Militär oder Management ein Nachteil ist, sagt Ulrich Rosar.
"Je attraktiver man ist, desto stärker werden einem Geschlechtsstereotype zugeschrieben."
Ulrich Rosar ist Soziologe an der Uni Düsseldorf. Seinen Vortrag "Schön erfolgreich!? Der Einfluss physischer Attraktivität auf beruflichen Erfolg" hat er im Rahmen des Bürgeruniprogramms an der Universität Düsseldorf gehalten.