Positive PsychiatrieWarum ein Sinn im Leben uns motiviert
Wie gelingt es, ein glückliches und zufriedenes Leben zu führen? Ein Vortrag des Psychiaters Henrik Walter über Glück, Resilienz und Lebenssinn.
Was uns im Leben glücklich macht, ist gut für unsere Psyche. Aber Glück ist nicht alles, sagt Henrik Walter. Auch einen Sinn im Leben zu haben, stabilisiert uns. Henrik Walter ist Psychiater und forscht an der Charité Berlin zu Anhedonie bei Depressionen, also zu Motivationslosigkeit, Antriebslosigkeit, Lustlosigkeit.
"Neben Belohnung, Glück, Freude und Spaß gibt es noch etwas anderes, das uns antreibt und das ist Sinn."
Welche Bedeutung ein Lebenssinn für unsere psychische Gesundheit hat, ist jedoch bisher wenig erforscht in der Psychologie und Psychiatrie, erklärt Henrik Walter. In seinem Vortrag verweist er auf die Forschung von Tatjana Schnell über die Psychologie des Lebenssinns.
Sie hat 27 Lebensbedeutungen identifiziert, die sich in folgende Oberbereiche unterteilen lassen: vertikale und horizontale Transzendenz, Generativität, Selbstverwirklichung, Ordnung, Wir- und Wohlgefühl. Die Depressionsforschung hat sich bisher vor allem mit Wir- und Wohlgefühl beschäftigt, sagt Henrik Walter, und da auch nur mit Spaß und Wellness. Es gehörten jedoch auch noch Gemeinschaft, Fürsorge, Harmonie und Liebe dazu.
"Resilienz ist die Aufrechthaltung oder rasche Wiederherstellung der psychischen Gesundheit während, nach oder trotz widriger Lebensereignisse."
Wie wir besser mit negativen Emotionen umgehen
Neben dem Lebenssinn hat auch unsere Fähigkeit, mit Stress und negativen Emotionen umzugehen, einen Einfluss auf unsere Psyche, erklärt der Psychiater in seinem Vortrag. In seiner Forschung hat er herausgefunden, dass die Menschen besonders resilient sind, die es schaffen, negative Dinge positiv umzudeuten.
"Aus der Motivationspsychologie wissen wir, wenn wir Dinge gerne machen und dann dafür belohnt werden, machen wir sie weniger gerne."
Henrik Walter ist Professor für Psychiatrie mit Schwerpunkt psychiatrische Neurowissenschaft und Neurophilosophie an der Charité Berlin. Seinen Vortrag "Anhedonie und die Lust am Leben. Was wir über Motivation von der Psychiatrie lernen können" hat er am 26. Juni 2023 im Rahmen des Studium generale der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gehalten.