Populismus und PolarisierungDas Netz ist nicht an allem Schuld
Dass Filter-Blasen unsere politischen Ansichten verstärken und uns beeinflussen, ist schon fast eine Binsenweisheit. Eine Studie sagt nun aber: Ganz so einfach ist das nicht.
Die Filterblase ist böse. Sie führt dazu, dass wir in den sozialen Medien vermehrt das angezeigt bekommen, was wir ohnehin denken, glauben und meinen. Sie bestärkt uns in unseren eigenen Ansichten. Und sie führt so dazu, dass wir uns immer weniger mit anderen Meinungen auseinander setzen. Die Folge: Gesellschaftliche Spaltung. So die Theorie.
Forscher der Stanford University sagen nun aber: nein. Das Netz ist nicht schuld an der zunehmenden gesellschaftlichen Polarisierung. Sie haben festgestellt: Die jüngeren Amerikaner haben eigentlich schon immer eher extreme politische Einstellungen. Seit es Internet und Social Media gibt, hat sich da offenbar nicht viel verändert.
US-Fernsehsender schlimmer als Soziale Medien
Nach der "Strum-und-Drang"-Phase im jungen Erwachsenenalter, werden die meisten mit zunehmendem Alter eher gemäßigter. Die Studie aber zeigt: Vor allem ältere Wähler sind in ihren politischen Ansichten immer radikaler geworden. Und das sind die, die eher wenig auf Social Media-Plattformen unterwegs sind. Deshalb die Schlussfolgerung: Das Internet hat die Polarisierung der politischen Einstellungen nicht entscheidend vorangetrieben.
Dass sich vor allem ältere Wähler radikalisiert haben, liegt vor allem an dem amerikanischen Fernsehsender Fox News,meinen die Forscher. Fox News - Lieblingssender Donald Trumps - ist seit seiner Gründung 1996 immer rechter, immer populistischer geworden, während Konkurrenz-Sender genau in die andere Richtung gegangen sind.
"Andere Studien sagen: Diese Entwicklung hat schon vor Jahrzehnten angefangen. Das hat viel mit dem gesellschaftlichen Wandel in dieser Zeit zu tun: Bürgerrechtsbewegung, Protest gegen den Vietnamkrieg, aber auch zunehmende soziale Ungleichheit."
So haben sich Gruppen stärker voneinander abgegrenzt. Die Washington Post führt als Beispiel eine Befragung an: 1960 haben nur 5 Prozent der Amerikaner etwas dagegen gehabt, wenn das eigene Kind jemanden heiratet, der der gegnerischen Partei zugetan ist - 2010 waren es schon 40 Prozent.
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