PopulismusFake News als politischer Kampfbegriff
Fake News sind gefälschte Nachrichten, aber Fake News ist auch ein politischer Kampfbegriff. Wie der die politische Debatte verändert und das Vertrauen in Medien schwächt, erklärt die Kommunikationswissenschaftlerin Jana Egelhofer im Vortrag.
"Neue Studie belegt: Ungeimpfte Kinder haben signifikant weniger gesundheitliche Probleme" oder "Deutschland nimmt abgelehnte Asylbewerber aus ganz Europa auf" – das sind beides Beispiel für Fake News. Sie sehen aus wie eine Nachricht, beinhalten aber eine absichtliche Täuschung.
Kommunikationswissenschaftlerin Jana Engelhofer forscht zu Fake News und beschreibt Fake News als einen zweidimensionalen Begriff: Einerseits bezeichnet er absichtliche Falschinformationen, andererseits ist er ein politischer Kampfbegriff, erklärt sie.
"Der Vorwurf von Fake News ist nicht nur, dass Nachrichten falsch sind, sondern dass sie absichtlich falsch sind."
Wenn Medien vorgeworfen wird, Fake News zu verbreiten, untergräbt es das Vertrauen der Bürger*innen in die Medien, warnt sie. Dabei ist es wichtig, dass Journalistinnen und Journalisten auch kritisiert werden, sagt Jana Egelhofer. "Medienkritik erfüllt eine zentrale demokratische Funktion, sie dient dem Erhalt journalistischer Qualität."
Konstruktive Medienkritik ist wichtig für Demokratie
Damit sich Journalist*innen Medienkritik auch annehmen, muss sie jedoch konkrete Argumente beinhalten und höflich sowie ohne Beleidigungen formuliert sein, so Jana Egelhofer weiter. Der Lügenvorwurf untergrabe den Respekt für das Gegenüber und zerstöre jede Gesprächsbasis.
Der Fake News-Vorwurf kommt auch von Politiker*innen. Über 40 Regierende weltweit haben den Fake News-Begriff verwendet, erklärt Jana Engelhofer. In Deutschland hat das Horst Seehofer zum Beispiel 2019 getan.
In autoritären Staaten wie Kambodscha, Malaysia, Singapur und Vietnam wird der Fake News-Vorwurf von Regierungen benutzt, um die Presse zu diskreditieren und die Pressefreiheit einzuschränken, zeigt die Kommunikationswissenschaftlerin in ihrem Vortrag.
Fake-News-Vorwurf kann zu Selbstzensur führen
Neben dieser direkten Zensur kann der Vorwurf, Journalist*innen würden Fake News verbreiten, auch zu einer Selbstzensur führen. In einer Untersuchung konnte für israelische Journalist*innen gezeigt werden, dass diese nach Fake News-Vorwürfen durch Benjamin Netanjahu wohlwollender über dessen Regierung berichteten, sagt Jana Egelhofer.
"Reporter ohne Grenzen warnten bereits 2018 davor, dass immer mehr demokratisch gewählte Politiker*innen die Medien nicht mehr als einen zentralen Bestandteil von demokratischen Systemen sehen, sondern als einen Gegner."
Jana Egelhofer ist Kommunikationswissenschaftlerin am Munich Science Communication Lab an der LMU München. Ihren Vortrag "Fake News und Wahrheit im politischen Diskurs" hat sie am 6. Juli 2023 im Rahmen der Vortragsreihe Studium Fundamentale "Was ist Wahrheit? Annäherung an ein umstrittenes Konzept" am Karlsruher Institut für Technologie gehalten.