Liebe und BeziehungPolyamorie: Der Schlüssel steckt in der Kommunikation

Joscha und Amadine sind seit vier Jahren in einer Beziehung. Für sie ist es in Ordnung, wenn sie zusätzlich andere Menschen regelmäßig sehen. Damit das funktioniert, mussten sie vor allem lernen, gut miteinander zu kommunizieren.

Wenn die Liebe mehreren Menschen gilt, diese Beziehungen offen und verbindlich ausgehandelt werden, dann handelt es sich um Polyamorie. Joscha und Amadine haben sich darauf geeinigt, dass ihre Beziehung so aussehen soll.

"Ich weiß eigentlich fast alle Details und weiß mit wem sie was hat, kenne die Namen und weiß teilweise wie sie aussehen. Wir sind da ziemlich ehrlich zueinander."
Joscha, lebt in einer polyamourösen Beziehung

Für die beiden liegt der Schlüssel in der Kommunikation. Sie teilen viele Details miteinander – mit wem sie sich treffen und was sie dann machen. Es ist auch möglich, dass die jeweils andere Person auch mal dabei sein kann. Doch dazu hat sich die Gelegenheit erst einmal ergeben, erzählt Joscha. Es wurde ganz schön kompliziert, weshalb sie die Sphären zunächst getrennt haben. Doch in Zukunft soll das wieder eine Option sein.

Viele Regeln am Anfang, dann weniger

Am Anfang ihrer Beziehung gab es noch viele Regeln. Doch mit den Jahren sei das Vertrauen immer größer geworden – und Regeln immer weniger notwendig. Im Grunde gibt es aktuell nur noch eine Regel: Amadine wünscht sich, das Joscha nichts mit ihren engen Freundinnen hat. Für Joscha wäre auch das in Ordnung – wenn es nicht regelmäßig passieren würde.

"Wir erzählen uns auch was komisch war, was wir so gemacht haben und wie der Sex war."
Joscha, lebt in einer polyamourösen Beziehung

Die beiden erzählen sich viele Details. Damit das möglich ist, musste auch Joscha an seiner Eifersucht arbeiten, sagt er. Dafür müsse man offen sein. Es gehöre dazu, verschiedene Situationen zu reflektieren und vor allem viel mit der oder dem Partner*in zu reden. Denn wichtig ist für ihn: Das Gefühl von Sicherheit und Vertrauen gehört dazu.

Mit den Jahren sei die Eifersucht auch automatisch weniger geworden. Mittlerweile sagt Joscha über sich, er sei gar nicht mehr eifersüchtig.

Eine Erfahrung soll immer möglich sein

Einig waren sich die beiden vor allem darin, dass eine Erfahrung welcher Art auch immer mit anderen Personen möglich bleiben soll. Darin wollen sie sich nicht limitieren. Joscha sagt über sich, dass er gar nicht unbedingt der kommunikative Typ ist. Doch gerade deshalb stelle ihn das vor Herausforderungen, denen er sich sonst nicht stellen würde. Das führe dazu, dass er nicht auf derselben Stelle stehenbleibe.

"Ich war vorher immer in monogamen Beziehungen. Doch es kam immer der Punkt, an dem ich mich nach etwas Neuem gesehnt habe. Doch jetzt habe ich immer das Gefühl: Wir entwickeln uns noch weiter."
Joscha, lebt in einer polyamourösen Beziehung

Langeweile und Routine – das gibt es bei Joscha und Amadine deshalb auch nach vier Jahren miteinander nicht. Die Beziehung ist für Joscha immer noch ein Prozess, der alles spannender macht. Beide kommen immer wieder auch an neue Punkte, über die sie dann sprechen und durch die sie sich weiterentwickeln können.

Auch mal negative Erfahrungen dabei

Natürlich kommt es auch zu negativen Erfahrungen: In einer Konstellation mit einer anderen Frau habe sich zum Beispiel ein ungutes Machtgefüge entwickelt, erzählt Joscha. Aber auch solche Erfahrungen gehören zum Lernprozess dazu.

"In der Pandemie sind wir auf jeden Fall vorsichtiger als vorher und lassen uns auch regelmäßig testen. Eine Zeit lang haben wir dann auch gar niemanden gesehen."
Joscha, lebt in einer polyamourösen Beziehung

Auch die Pandemie hat die beiden vor neue Schwierigkeiten gestellt. Sie sind seitdem vorsichtiger und haben eine Zeit lang auch niemand anderen gesehen. Denn Joscha zählt aufgrund seines Asthmas zur Risikogruppe. Auch hierbei zählt für die beiden: reden und absprechen, was ok ist und was nicht.

"Beziehungsstatus: polyamorös" schreckt manchmal ab

Sowohl Joscha als auch Amadine sind auf unterschiedlichen Dating-Apps angemeldet. Joscha mag das künstliche Daten, wie er es nennt, weniger gerne. Trotzdem nutzt er die Apps ab und zu. Und merkt dabei oft: Einige schreckt es ab, wenn er von seiner polyamourösen Beziehung erzählt. Trotzdem ist ihm auch hier eine klare Kommunikation wichtig.