Suizid von Jaber al-BakrViel Kritik und Fragen über Fragen
Entsetzen über den Suizid des Terrorverdächtigen Jaber al-Bakr. Das Vorgehen der Verantwortlichen in Leipzig lässt viele Fragen unbeantwortet.
Es gibt Statistiken, die besagen, dass gerade in den ersten Tagen ein großes Risiko besteht, dass ein Gefangener sich das Leben nimmt, erklärt der ARD-Terrorismusexperte Holger Schmidt. Gerade für Leute, die zum ersten Mal in Haft sind, sei die Situation eine belastende Ausnahmesituation.
"Grundsätzlich muss man sagen, dass es nicht selten ist im deutschen Strafvollzug. Dass es immer wieder Selbsttötungen von Gefangenen aus ganz unterschiedlichen Gründen gibt."
Selbsttötungen in Gefängnissen sei kein neues Problerm, sagt Holger Schmidt - "was es aber definitiv nicht geben darf, weil der Staat die Verpflichtung hat, auf Menschen aufzupassen", sagt Schmidt.
Die Haftbedingungen beurteilt Holger Schmidt als normal. Jaber al-Bakr war in einer Einzelzelle untergebracht. Allerdings sei es häufig so, dass suizidgefährdete Gefangene zusammen mit anderen Gefängnis-Insassen in eine Zelle gesteckt werden. Damit die anderen sozusagen ein bisschen mit aufpassen.
Suizid zwischen zwei Kontrollen
Gleichzeitig haben die Beamten der JVA Leipzig Jaber al-Bakr aber auch als "fremdgefährdend" eingestuft. Das heißt, sie hatten Angst, er könnte andere Gefangene angreifen, und sie haben ihn deswegen in einer Einzelzelle untergebracht. Die Beamten haben dann regelmäßig die Zelle kontrolliert. Zuerst alle 15 Minuten, dann jede halbe Stunde. Zwischen zwei Kontrollen hat er sich das Leben genommen.
"Es ist doch offenkundig, dass sie etwas falsch gemacht haben. Es gab so viele Punkte, zu sagen: Dieser Mann ist selbstmordgefährdet."
Bei einer Pressekonferenz am Morgen haben dann die Verantwortlichen der JVA, der Generalstaatsanwalt und der sächsische Justizminister gesagt, es sei sehr unerfreulich, was passiert sei, aber eigentlich treffe sie keine Schuld, sie hätten alles richtig gemacht. Holger Schmidt hofft, dass der Fall noch weiter untersucht wird.
"Es ist ja nun wahrlich nicht der erste Fall von Ermittlungs- und Justizversagen in Sachsen - allein in diesem Jahr."
Der 22-jährige Syrer Jaber al-Bakr war am Montag von anderen Syrern gefesselt und der Polizei übergeben worden. Er stand im Verdacht, einen Sprengstoffanschlag in Berlin geplant zu haben.