Animal Collective nennen Album umWie Bands auf aktuelle Debatten oder Katastrophen reagieren
Die aktuelle Rassismus-Debatte lässt nun auch einige Musiker ihr Werk überdenken. Die Band Animal Collective hat angekündigt, einen Albumtitel und ein Cover zu überarbeiten. In den vergangenen Jahren haben Musiker vor allem auf Katastrophen reagiert.
Die Golfkriege in den 90er-Jahren, die Anschläge des 11. Septembers und auch die aktuelle Corona-Krise haben Künstler und Künstlerinnen dazu bewegt, ihre Albumcover- und Titel oder sogar ihre Bandnamen für ein paar Jahre ab zu ändern. Die US-amerikanische Neo-Psychedelic Band Animal Collective hat im Zuge der Rassismus-Debatten ihr Werk auf rassistische Inhalte hin überprüft und räumt ein, bei einem Albumtitel und einem Cover Fehler gemacht zu haben.
Albumtitel mit "falscher Botschaft"
Es geht um die Platte "Here comes the Indian" aus dem Jahr 2003. Jetzt, 17 Jahre später, hat sich die Band dazu entschieden, das Album in den ursprünglichen Arbeitstitel "A-R-K" umzubenennen. Die Begründung der Band in einem Interview mit dem Musikmagazin Pitchfork: Das Wort "Indianer" sende eine falsche Botschaft aus, indem es das indianische Volk objektiviere, was die Band mit der Musik aber nicht beabsichtigt hätte.. Sie habe den größten Respekt vor den indigenen Völkern und viel Inspiration durch die indigenen Menschen Amerikas erhalten.
Indianer: eine pauschalierende Bezeichnung
Das Wort "Indianer" ist deshalb nicht politisch korrekt, da es eine komplette Pauschalisierung aller indigenen Volksgruppen darstellt. Diese wurde ihnen damals von den europäischen Kolonialherren nach der Eroberung aufgedrückt, erklärt Dominik Peters.
"Das Wort 'Indianer' ist eine komplette Pauschalisierung indigener Volksgruppen, die ihre Feinde, die Unterdrücker, die europäischen Kolonialherren, ihnen aufgedrückt haben."
Die indigenen Gruppen selbst haben gar keine gemeinsame Bezeichnung gekannt, sondern sich viel mehr über ihre ethnischen Gruppen definiert, erklärt Dominik Peters. Die Band Animal Collective erkennt das nun an und räumt ein, mit der Titelbenennung einen Fehler gemacht zu haben.
Stereotypisches Album-Cover
Zusätzlich will die Band das Cover ihrer EP "People" ändern. Diese zeigt nach eigenen Angaben der Band eine rassistisch stereotype Zeichnung einer dunkelhäutigen Nanny mit zwei weißen Kindern. Für Dominik Peters stellen die Änderungen der Band einen großen, bemerkenswerten Schritt dar.
"Die Band hat sich offenbar wirklich Gedanken gemacht, ihr eigenes Werk reflektiert und zieht jetzt Konsequenzen. Das ist schon ein großer Schritt, ist bemerkenswert."
Reaktionen auf 9/11
Bisher haben Musiker hauptsächlich auf Katastrophen wie Kriege oder auch auf die Anschläge des 11. Septembers 2001 reagiert. Danach hat beispielsweise die Band Jimmy Eat World ihr Album "Bleed American" nachträglich in "Jimmy Eat World" umbenannt. Der berühmte Titeltrack des Albums wurden ebenfalls umbenannt in "Salt Sweat Sugar". In der späten Deluxe-Version des Albums hieß der Titel jedoch wieder "Bleed American", fand Dominik Peters heraus.
Auch die britische Band Bush hat bei ihrem Album "Golden State" nachjustiert. Es stand am 11. September noch kurz vor der Veröffentlichung, die Promo-CDs waren allerdings schon an alle Radiostationen und Musikmagazine versendet. Das Problem: Auf dem Cover war ein Flugzeug zu sehen, der Titel der Single hieß "Speed Kills". Albumcover und Titel wurden daraufhin abgeändert.
Bandnamen kurzzeitig umbenannt
Die Trip Hop Band Massive Attack hat Anfang der 90er Jahre sogar für kurze Zeit ihren Bandnamen in Massive geändert. Denn von August 1990 bis Februar 1991 fand der zweite Golfkrieg statt. Der Begriff "Massive Attack" war damals in der Kriegsberichterstattung sehr präsent, denn er bedeutet so viel wie Großangriff oder Flächenbombardement. Mitte der 90er Jahre ist die Band allerdings wieder zu ihrem ursprünglichen Namen zurückgekehrt.
Sam Smith und die Corona-Krise
Auch auf die aktuelle Corona-Krise hat bereits ein Künstler reagiert. Sam Smith wollte eigentlich im Mai dieses Jahres das neue Album "To die for" herausbringen.
Die gleichnamige Single dazu war bereits draußen, die Promotour lief auch hier auf Hochtouren. Dann kam eben die Corona-Krise. Den geplanten Albumstart hat Sam Smith deshalb im März in allerletzter Sekunde verschoben.
"Sam Smith hat quasi in letzter Sekunde aber alles noch mal verschoben. Denn er fand er vor dem Hintergrund der Corona-Entwicklungen den Titel 'To die for' nicht mehr passend."
Jetzt möchte der Musiker das Album nochmals überarbeiten und zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlichen.