Redner ObamaMeister der Performance
Wenn der US-Präsident redet, dann zeigt er sich als echter Meister von Gestik und Mimik. Mal fließen Tränen, mal strahlt er Strenge und Ernst aus. Heute Nacht performt Barack Obama zum letzten Mal eine Rede zur Lage der Nation.
Barack Obama kann richtig gut reden - und das wird er auch heute Nacht wieder tun. Dann tritt er zu seiner letzten Rede zur Lage der Nation vor dem Kongress ans Mikro. Christer Garrett, Amerikanistik-Professor an der Uni Leipzig, hat beobachtet, dass Obama Mimik und Gesten sehr bewusst einsetzt, auch wenn manches dabei aussieht wie spontan. Auf ihren Auftritt und ihre Wirkung haben US-Präsidenten immer schon geachtet, sagt Christer Garrett - und auch Barack Obama steht in dieser Tradition der politischen Inszenierung.
"Poesie und Performance gehören einfach zur amerikanischen Politik, auf Gedeih und Verderb."
Echte Tränen
Garretts Prognose: Obama werde sich gerade hinstellen, das Kinn energisch herausstrecken und bei seinen Worten das Publikum fixieren. "Er spricht an den Kongress und er spricht an das amerikanische Volk", sagt Garrett, "und das ist ihm sehr bewusst." Zu Obamas eigenem Stil gehört es dabei, auch immer mal wieder Emotionen zuzulassen. Dann fließen die Tränen, etwa bei einer Rede zum US-Waffengesetz, bei der er an die Opfer von Massenschießereien erinnerte und plötzlich sekundenlang innehielt, weil ihm Tränen in den Augen standen. Christer Garrett sagt: Das war echt. Keine Performance, sondern ein echtes Weinen.
Den Politikstil für immer verändert
Barack Obama kann auch ganz anders - er hat die volle Emotionsbandbreite drauf: Er kann ernst und entschlossen den Staatsmann in schwerer Zeit geben, frech mit einem Auge zwinkern oder breit lachen - auch über sich selbst. Er weiß einfach: Wenn er zum Beispiel zu Talkmaster Jimmy Kimmel oder zu einem bekannten Youtuber in die Show geht, erreicht er auch Menschen, die ihm sonst nicht zuhören. Mit seiner Wandlungsfähigkeit und Professionalität, sagt Christer Garrett, hat Barack Obama den Politikstil in den USA für immer verändert.
- USA: Tränen und Knarren | DRadio Wissen