Hilfe für PolinnenZur Abtreibung nach Berlin
Während Polen über das Abtreibungsgesetz streitet, sind viele Polinnen in einer verzweifelten Lage. Eine Hilfsorganisation unterstützt sie, wenn sie für einen Schwangerschaftsabbruch nach Berlin kommen.
Es werden immer mehr Frauen, die von Polen nach Berlin fahren, um dort abzutreiben, erzählt Natalia Kolodziejska. Sie arbeitet ehrenamtlich für die Gruppe Ciocia Basia. Aktivistinnen, die abtreibungswilligen Frauen aus Polen in Berlin helfen und ihnen Termine in Kliniken vermitteln.
Natalia vermutet, dass in Polen pro Jahr rund 1000 Abtreibungen offiziell vorgenommen werden. Die Dunkelziffer schätzt sie auf mehrere Tausende. Nach der aktuellen Gesetzeslage in Polen darf eine Schwangerschaft nur abgebrochen werden, wenn Missbildungen oder unheilbare Krankheiten beim Fötus prognostiziert werden, Gefahren für Leib und Leben der Frau bestehen, sie vergewaltigt wurde oder Inzest vorliegt. In allen anderen Fällen ist seit 1993 eine Abtreibung verboten.
Kriminalisierung statt Liberalisierung
Pro Woche melden sich rund zehn Frauen bei Ciocia Basia. Nicht alle können nach Berlin fahren, sagt Natalia. Aber manchmal sei es für die Frauen schon eine Hilfe, mit jemandem außerhalb Polens sprechen zu können. Oft müssen die Frauen ihre Schwangerschaft und den Wunsch nach Abtreibung geheim halten.
"Die Frauen brauchen jetzt sofort dringend Hilfe."
Wenn sie sich zu einer Abtreibung in Berlin entscheiden, muss alles sehr diskret ablaufen, erklärt Natalia. Manche Frauen könnten sich die Abtreibung aber auch kaum leisten. Vor allem kämpften sie aber auch mit Scham und Schuld, weil der Diskurs über Abtreibung in Polen seit über 20 Jahren auf Schuldgefühle abziele.
Natalia informiert die Frauen über die Methoden der Abtreibung in Deutschland, die Kosten und vereinbart Termine. Kommen die Frauen zur Abtreibung nach Berlin, steht sie ihnen als Dolmetscherin zur Seite, leistet organisatorische Hilfe, kümmert sich um die Unterkunft und begleitet die Frauen zu den Terminen.
Die Idee zu der Organisation hatten zwei Frauen, die sich als Feministinnen verstehen. Sie wollen den polnischen Frauen in ihrer ausweglosen Lage helfen. Weil die nicht warten könnten, bis irgendwann die Gesetze geändert werden.
Mehr über das Abtreibungsverbot in Polen:
- Aktivistinnen liefern Abtreibungspillen mit Drohnen über die polnische Grenze | Artikel auf motherboard.vice.com
- Szydło will fast vollständiges Abtreibungsverbot | Artikel auf Zeit Online
- Polinnen reisen zur Abtreibung in die Uckermark | Bericht auf rbb-online.de