PlastikmüllMüll aus Deutschland: Verkauft statt recycelt
Ein verendeter Wal auf den Philippinen. Todesursache: Plastikmüll. 40 Kilo davon haben Biologen im Magen des Tieres gefunden. Auch Müll aus Deutschland könnte dafür verantwortlich sein.
16 Reissäcke aus Kunststoff, vier Plastiksäcke, wie sie beim Anbau von Bananen verwendet werden, unzählige Einkaufstüten und anderes Verpackungsmaterial. Insgesamt 40 Kilo davon haben Biologen aus dem Magen eines Wales gefischt, der Mitte März 2019 an einer Küste der Philippinen angespült worden ist. Ob auch in diesem Wal Plastik aus Deutschland gefunden wurde, lässt sich nicht sagen. Möglich wäre das aber schon.
Der Müll, den wir hier in Deutschland produzieren, wird auch ins Ausland verkauft. Zum Beispiel nach Indonesien oder auf die Philippinen. Denn dort liegt das Lohn-Niveau deutlich unter dem, was die Arbeit in Europa kostet. Deshalb sind Indonesien, Thailand und vor allem Malaysia sowas wie die Sortieranlagen für Europa und die USA. Das recyclefähige Material, das dann am Ende übrig bleibt, können die Unternehmen dann teuer wieder verkaufen.
"Da lohnt es sich viel mehr, den Abfall noch mal manuell auseinander zu klauben, Etiketten aus Folien rauszuschneiden von Hand und am Ende das Material, das man gut recyclen kann, für teuer Geld weiterzuverkaufen."
Das Problem ist allerdings das, was übrig bleibt. Denn offiziell dürfen viele Firmen gar nicht in Malaysia recyclen. Die Folge: Illegale Mülldeponien überall auf der Insel, völlig ungeschützt, so dass der Wind den Plastikmüll quer über die Insel pusten kann. Irgendwann landet das Plastik dann im Meer und damit in den Mägen von Fischen, Walen und Seevögeln.
"Wenn man über solche Deponien rüber läuft in Malaysia, was zum Beispiel Greenpeace an einigen Stellen gemacht hat, dann findet man Verpackungen von Aldi, Lidl, Edeka und Rewe."
Wozu dann überhaupt Müll trennen?
Müll trennen bleibt natürlich wichtig, denn ein Teil wird ja ordentlich recycelt. Das Problem sind Plastikverpackungen, die aus mehreren Schichten bestehen. In der Käse-Frischebox zum Beispiel sind über 20 verschiedene Plastikschichten verarbeitet, die irgendwelche speziellen Eigenschaften haben. Die sind nicht mehr zu trennen und können deshalb nur noch verbrannt werden, zum Beispiel um damit Energie zu erzeugen.
Andere Länder, wie zum Beispiel China, haben trotzdem versucht, dieses Plastik noch irgendwie zu recyclen. So zum Beispiel China, die bis 2017 noch 340.000 Tonnen Kunststoffabfälle aus Deutschland gekauft haben. 2018 waren es dann nur noch 16 Tonnen, weil die Regierung in Peking eine neue Verunreinigungsgrenze für Plastikabfälle festgelegt hat. Und diese Plastikabfälle, die China auch nicht mehr haben will, landen jetzt in Malaysia. Da wird aber nur ein kleiner Teil recyclet, wesentlich mehr davon landet in der Natur.
"Von dem Plastikmüll landet jetzt das meiste in Malaysia, weil die dann einen kleinen Teil doch noch zu Geld machen können, während der größere Teil im Worst Case in der Natur landet."
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der Einfluss der Recyclingquote. Denn wenn deutsche Unternehmen Müll ins Ausland verkaufen, um ihn da recyclen zu lassen, wird das auf die deutsche Recyclingquote angerechnet. Es kann allerdings nicht nachgeprüft werden, ob der Müll dort tatsächlich recycelt wird. Müll, der nach Malaysia verkauft wird, taucht also erstmal in der Recyclingquote auf, selbst dann, wenn er später auf einer illegalen Deponie oder in der Natur landet. Henning Wilts vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie würde deshalb gerne den Müll nachverfolgbar machen.
"Wir brauchen ein System, wo jeder genau weiß: Der Joghurtbecher, der da am Strand liegt, wurde von genau diesem Hersteller in Deutschland in Verkehr gebracht."
Kann man den Müll nachverfolgen, können die entsprechenden Hersteller auch zur Verantwortung gezogen werden, meint Henning Wilts. Dann müsste das Unternehmen den Becher entsorgen, das ihn auch in Umlauf gebracht hat. Die Umweltorganisation Greenpeace sieht auch die Politik in der Verantwortung. Die könnte mehr Anreize schaffen, damit weniger Plastik verwendet wird, zum Beispiel durch Steuererleichterungen für wirklich wiederverwendbare Materialien und Produkte.
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