Planen oder SpontanWenn wir im Beziehungsalltag unterschiedlich ticken
Die Woche im Voraus planen oder lieber die Wohnung dann aufräumen, wenn es passt? Mit jemandem zusammenleben, der oder die eine andere Geschwindigkeit im Leben hat, ist für beide eine Herausforderung. Luisa ist ein Planungsfreak und hatte in früheren Beziehungen dadurch Probleme mit ihren Ex-Freunden. Paartherapeut Holger Kuntze weiß, wie wir am besten mit solchen Unterschieden umgehen.
In Beziehungen sind Menschen häufig mit Unterschieden konfrontiert. Wie gut wir diese Unterschiede tolerieren können, das hängst davon ab, wie sehr wir zulassen können und wollen, uns selbst zu entwickeln, sagt Paartherapeut Holger Kuntze. Gegensätze können sich dabei grundsätzlich in einer Beziehung anziehen, solange sie externe und nicht interne Beziehungsthemen beinhalten.
Interne Themen sind zum Beispiel der Grad der Spontanität der Partner*innen. Hier gibt es Wachstumspotenzial für Beziehungen und Menschen. Wenn es um interne Themen wie Heiraten, Zusammenwohnen oder Ähnliches geht, dann sind Gegensätze für die Beziehung eine existenzielle Belastung.
Plan oder Spontanität in Beziehungen
Beim Thema Planen gab es für Luisa in ihren Beziehungen häufig Frustation. Während sie selbst ihren Alltag komplett durchplant, gab es Spannungen, weil ihre Ex-Partner lieber spontan ihr Leben gestaltet haben. Dadurch ist es immer wieder zu Terminclashs gekommen.
Für Luisa bedeutet das Planen Sicherheit oder das Gefühl, die Kontrolle zu haben. Wenn ihre Pläne funktionieren, dann hat sie durch das Planen innere Ruhe. Aber sie erzählt auch, dass es ganz oft auch nicht klappt und Dinge anders laufen als vorher gedacht.
"Es ist eine Sicherheit oder das Gefühl, die Kontrolle zu haben."
In ihren Beziehungen ist sie deshalb häufig verantwortlich für Geschenke oder auch Einkäufe. Aktuell hat Luisa aber mit ihrem Partner eine gute Basis gefunden, mit den Unterschieden bei Planungen umzugehen. Beide versuchen die Vorzüge des Anderen zu erkennen und sich selbst kritisch zu reflektieren.
Luisa sagt, für sie bedeutet das, ihrem Freund spontane Änderungen zu überlassen. Er kann darauf besser reagieren, erklärt sie. Auf der anderen Seite ist es auch für Luisa in Ordnung, mehr Kontrolle über die planbaren Aktionen zu haben und sich dafür verantwortlich zu fühlen.
Freiräume geben, hilft bei Unterschieden
Luisa lebt also in ihrer aktuellen Beziehung, was Paartherapeut Holger Kuntze propagiert. Er sagt, es geht darum, eine Bereicherung in der Andersartigkeit des Partners zu erleben. Das bedeutet, sich gegenseitige Freiräume zum Gestalten zu geben. Das kann zum Beispiel so aussehen, dass an einem Wochenende der planende Part in der Beziehung organisiert, was gemacht wird. Und an dem nächsten Wochenende die andere spontane Person die Verantwortung hat, wie das Wochenende spontan aussieht.
"Ich kann von diesem anderen Menschen lernen, in unbekannte Situationen spontaner reinzugehen und das ist eine große Chance, weil wir oftmals ja in unseren eigenen Mustern festhängen."
Gegensätze ziehen sich an, wenn wir unterschiedliche Interessen haben und unterschiedliche Kenntnisse – dann gibt es also die Möglichkeit, voneinander zu lernen. Aber es ist dennoch auch wichtig, sich nicht selbst zu verlieren. Während der Verliebtheitsphase sind Menschen sich noch nicht über die Unterschiede bewusst. Wer sich aber für den Partner öffnet, sollte häufiger das Gefühl haben, auf lange Sicht etwas Schönes dazu zu gewinnen und Neues zu lernen.
Wenn das Gefühl überwiegt, sich selbst zu verlieren, dann ist es ebenso möglich, dass Beziehungen mit Freiräumen an externen Themen scheitern.