Plakatwerbung zur Bundestagswahl"Nicht im Ansatz was Mutiges"
Am 24. September ist Bundestagswahl – der Wahlkampf geht langsam in die heiße Phase. Sämtliche Straßenlaternen und halbwegs freie Flächen werden in Kürze mit Wahlplakaten zugepflastert sein. Wir haben uns die erste Plakat-Welle angeschaut.
Die Parteien sind sehr auf Nummer sicher gegangen, meint Anke van de Weyer von Deutschlandfunk Nova. Und der Politikberater Martin Fuchs sagt, man hätte die "neuen" Plakate im Grunde auch vor vier oder acht Jahren präsentieren können.
"Da ist wenig Überraschendes, wenig Kreatives dabei. Ich hab nicht den Eindruck dass jemand auch nur im Ansatz versucht hätte, mal irgendwas Mutiges zu machen."
CDU und SPD werben natürlich mit den jeweiligen Kanzlerkandidaten. Die Christdemokraten kommen mit dem Slogan "Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben". Der Hashtag #fedidwgugl ging ja schon vor einer Weile bei Twitter rum.
"Neu: Die CDU nutzt auf den Plakaten die Farben schwarz, rot und gold als Akzent und nicht wie in den vergangenen Jahren orange."
Die SPD setzt natürlich Martin Schulz in den Fokus. Und den Claim "Zeit für mehr Gerechtigkeit".
Als einzigen wirklichen Farb-Akzent gibt es nur das Rot der Partei. Die Fotos der Plakate sind entsättigt und von den Farben her sehr clean und unaufdringlich.
Die FDP – und ihr Spitzenkandidat Christian Lindner – präsentieren sich sehr bunt. Zum Slogan "Denken wir neu" gibt's Plakate mit Piktogrammen, die teilweise an Emojis erinnern.
"Die Optik hat sich angepasst an unseren Zeitgeist – das sieht man, wenn man sich die Popstar-Plakate der FDP anschaut. Das ist schon sehr cool, sehr lässig, sehr Werbefotografie-mäßig."
Vom puren Look her sind die Plakate der FDP die modernsten, findet Anke. Die Plakate mit Lindner erinnern sie allerdings eher an Klamottenwerbung als an die Bundestagswahl: Er krempelt die Ärmel hoch oder steht mit Dreitagebart und oberem Hemdknopf offen vor einer Wand.
Die Grünen kommen mit grünen Plakaten, auf die im pinken Pixel-Style verschiedene Motive gemalt sind. Dazu gibt es Claims wie "Entweder Schluss mit Kohle, oder Schluss mit Klima" und den Slogan: "Darum grün".
"Das ist dann doch alles sehr handzahm, was die Grünen da präsentieren und wenig gewitzt."
Die Linke traut sich mit ihren Plakaten immerhin etwas mehr: Unter dem Slogan "Keine Lust auf Weiterso" präsentiert die Linke Plakate, bei denen Motive, Typographie und Farben wild gemischt werden. Das hat teilweise was Kindliches, sorgt aber immerhin mal für ein Stutzen, findet Anke.
Die AfD wirbt mit "Trau dich Deutschland" um Wählerstimmen. Dazu gibt es Wortspiele wie "Burkas? Wir stehn auf Bikinis" oder "Neue Deutsche. Machen wir selber." Das Foto der Vorsitzenden Frauke Petry mit ihrem wenige Wochen alten Sohn hatte ja für einige Diskussionen sogar innerhalb der eigenen Partei gesorgt. Deswegen ist das Plakat auch nicht Teil der offiziellen Kampagne, sondern läuft auf der Website der AfD unter "Sondermotiv Petry".
Für Martin Fuchs wäre bei allen Parteien mehr Potenzial vorhanden gewesen.
"Eigentlich hätte ich erwartet, dass wesentlich stärker mit den Plakaten On- und Offline-Integration betrieben wird – also dass man versucht, mit den Plakaten auch Leute interagieren zu lassen."
Das hätten zum Beispiel Codes sein können, die man mit dem Smartphone scannen kann. Oder auch Wahlplakate zum Selbst-Zusammenbauen im Netz.