Pläne gegen LuftverschmutzungBus und Bahn kostenlos
Feinstaub und Stickoxide: Die Bundesregierung ist unter Zugzwang. Zur Verbesserung der Luftqualität könnte der öffentliche Nahverkehr teilweise kostenlos werden. Fünf Städte sollen testen.
So will die Bundesregierung verhindern, dass sie vor dem Europäischen Gerichtshof von der EU-Kommission verklagt wird, berichtet Dlf-Nova-Reporterin Verena von Keitz.
Umweltministerin Barbara Hendricks, Verkehrsminister Christian Schmidt und Kanzleramtschef Peter Altmaier, haben einen Brief an den Umweltkommissar der EU aufgesetzt. Sie beschreiben, wie sie die Luftqualität in deutschen Städten verbessern wollen - vor allem was Stickoxide angeht. Eine Maßnahme ist kostenloser Nahverkehr.
Gratis-Nahverkehr und eine Diesel-Zone
Mehr Menschen sollen so vom Auto auf Bus und Bahn umsteigen. Zusätzlich schlagen die Politiker vor, dass für Schwerlastverkehr Niedrig-Emissionszonen eingeführt werden - nach dem Vorbild Londons. Dort müssen alle kommerziell eingesetzten Dieselfahrzeuge ab einer bestimmten Größe und mit schlechteren Abgaswerten, registriert und tageweise angemeldet werden. Dafür fallen eine tägliche Gebühr von 100,- Pfund oder - bei nachträglicher Registrierung - 200,- Pfund Strafe an.
In dem Brief an Brüssel wird auch das Thema Fahrverbot angesprochen - die sollen in einzelnen Straßen möglich sein. Um sicherzugehen, dass diese Maßnahmen auch den gewünschten Effekt bringen, sollen sie in den fünf Städten Bonn, Essen, Reutlingen, Herrenberg und Mannheim getestet werden.
"Diese Maßnahme soll dafür sorgen, dass die Leute ihr Auto stehen lassen."
Wie der kostenlose Nahverkehr funktionieren soll, ist im Moment unklar. In Templin in Brandenburg gab es einen ähnlichen Versuch in den 90er Jahren. Da durften alle umsonst Bus fahren - aber umgestiegen sind vor allem Radfahrer und Fußgänger. Weil das Experiment zu teuer wurde, müssen Fahrgäste in Templin seit 2003 wieder bezahlen.
Skepsis beim Verkehrsclub Deutschland
Überhaupt ist die Finanzierung ein Problem. Aus diesem Grund sind schon viele dieser Gratis-Projekte wieder eingestellt worden. Der Verband der Verkehrsunternehmen hat sich kritisch zu der Maßnahme geäußert, weil sich die Verkehrsbetriebe in Deutschland zur Hälfte aus dem Fahrkartenverkauf finanzieren würden. Die Einnahmen liegen bundesweit bei rund 12 Milliarden Euro pro Jahr.
Der Verkehrsclub Deutschland setzt sich für eine Verkehrswende weg vom Auto ein. Auch dieser Verband sieht einen Umsonst-Nahverkehr, der durch Steuergelder finanziert ist, skeptisch. Effektiver sei dagegen, das Geld in die Infrastruktur, bessere Taktung und Ähnliches zu stecken.
Verena hat beobachtet, dass schnelle und angenehme Alternativen zum Auto gerne angenommen werden. Das zeigen einigen Regionalbahnen - etwa die Regiobahn, die durch den Düsseldorfer Speckgürtel fährt. Das Unternehmen hat es geschafft mit neuen Fahrplänen, guter Taktung, neuen Zügen, modernisierten Bahnhöfen und Gleisen, die Fahrgastzahlen in 15 Jahren von 800 auf 23.000 täglich zu erhöhen.
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