Pille danachGebt die Pille frei!
Die Verschreibungspflicht für die Pille danach führt dazu, dass Frauen mit Wartezeiten rechnen müssen, bis sie das nachträgliche Verhütungsmedikament einnehmen können. Dadurch vergeht wertvolle Zeit. Denn auch wenn die beiden auf dem Markt verfügbaren Präparate für eine Einnahme bis zu 72 beziehungsweise 120 Stunden nach der missglückten Verhütung zugelassen sind: die Wirkung nimmt rapide ab, je mehr Zeit vergeht.
Je näher am eigentlichen Verhütungsunfall die Einnahme erfolgt, desto besser.
Verhütung oder Abtreibung?
Weil die Pille danach den gleichen Wirkmechanismus hat wie die reguläre Verhütungspille, nämlich den Eisprung zu verhindern, hat Medizinethikerin Claudia Wiesemann keine Bedenken. Auch wenn sie klar macht, dass die Verhütung im Vorfeld die bessere Maßnahme ist.
Heiße Debatte
Trotzdem gibt es in Deutschland heftige Debatten um eine Freigabe der nachträglichen Verhütung. Argumente, die Pille danach verändere das Verhütungsverhalten von Jugendlichen, lässt Claudia Wiesemann dabei nicht gelten. Diese Befürchtungen seien empirisch widerlegt.
Der eigentliche Punkt, so vermutet die Medizinethikerin, sei vielmehr folgender: es sei schlicht nicht gewünscht, dass Frauen die vollständige Kontrolle darüber haben, wann und ob sie ein Kind bekommen wollen oder nicht. Eine Beratung über sichere und richtige Verhütung sei natürlich trotzdem wünschenswert. Aber die muss ja nicht erst dann anfangen, wenn das Kind - wortwörtlich - in den Brunnen gefallen ist.
Politischer Graben
Bei der politischen Diskussion um eine Freigabe sind ganz klar zwei Lager auszumachen. Die SPD sagt, sie wolle Frauen nicht mit einem Gespräch beim Arzt bevormunden, das bei jeder Rezept-Verschreibung stattfinden soll. Sie plädiert demnach für die Freigabe der nachträglichen Verhütung. Nach dem Standpunkt der CDU sollen Frauen mit der Rezeptpflicht vor möglichen Folgen und Komplikationen geschützt werden. Auch viele Ärzte wollen an der Rezeptpflicht festhalten - sie erhalten pro Verordnung mindestens 25 Euro.