Jugendliche StraftäterWandern statt Strafe
Diebstahl, Schlägereien, Drogendelikte: Seit 2012 gibt es für straffällig gewordene Jugendliche in Sachsen die Möglichkeit an einer fünftägigen Wanderung teilzunehmen, statt Sozialstunden abzuleisten oder Arrest abzusitzen.
Ein Sozialpädagoge und fünf jugendliche Straftäter begeben sich auf eine Wanderung: 80 Kilometer quer durch Sachsen, fünf Tage Zeit und das Ziel ist Dresden. Die Strecke liegt auf einem Pilgerpfad. Viele der straffällig gewordenen Jugendlichen, die mitwandern, sind Ersttäter.
"Es handelt sich oft um Ersttäter, die das Gefühl haben, noch mal gut weggekommen zu sein. Deswegen halte ich die Rückfallquote für gering."
Hätten sie sich gegen die Wanderung entschieden, müssten sie Sozialstunden ableisten - Müll in einem Park aufsammeln oder ähnliches. Bei schweren Straftaten sogar Arrest absitzen. Obwohl die Wanderung das kleinere Übel zu sein scheint, gibt es immer wieder Jugendliche, denen der Weg zu anstrengend ist. Sie wollen abbrechen.
Der Sozialpädagoge, der sie begleitet, versucht zu motivieren. Oder er verwickelt die jungen Männer in Gespräche, damit sie abgelenkt sind. Umkehren ist sowieso keine Option, da sich die Jugendlichen in der Region nicht gut genug auskennen.
"Die Teilnehmer kennen sich nicht untereinander und sie sind auch in "freier Wildbahn". Dadurch, dass man ständig in Bewegung ist, herrscht eine gute Stimmung."
Die Situation ist für die jungen Straftäter ungewohnt und die Begleiter anfangs noch unbekannt. Hinzu kommen die Bewegung in der Natur und die lange Zeit, die die Jugendliche miteinander verbringen. Viele fangen an, über ihre Straftat nachzudenken und darüber zu sprechen.
Ersttäter werden selten noch einmal straffällig
Das ist in den meisten Fällen sinnvoller als an irgendeinem Ort die Zeit abzusitzen, denkt Marius Witte, Sozialpädagoge an der Fachhochschule Dresden, der auch schon Jugendliche bei Wanderungen begleitet hat.
Die Jugendlichen denken, dass sie mit dieser Form der "Bestrafung" noch glimpflich davon gekommen sind. In den seltensten Fällen sind die Ersttäter, die gewandert sind, noch einmal straffällig geworden.
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- Das Pilgerprojekt der Sächsischen Jugendstiftung | Dokumentation der Fachhochschule Dresden